Südamerika

 Von Seelöwen, Eseln und Pelikanen


 Am Flughafen von Rio de Janeiro angekommen, können wir direkt unsere beiden schweren Rucksäcke abgeben und haben nur noch unser leichtes Handgepäck zu beäugen.  In jedem Reiseführer wird nämlich davor gewarnt sein Gepäck auch für nur eine Sekunde unbeaufsichtigt zu lassen – typisch deutsch wie wir sind, halten wir uns natürlich dran. 02-P1240063Völlig übernächtigt und mit ganz müden Gesichtern (nach nur einer Stunde Schlaf ist dies ja auch kein Wunder) müssen wir dann zur leidigen Handgepäckkontrolle – alles kein Problem – so denken wir zumindest! Als Peters Handgepäck durchleuchtet wird passierts! “Knife, Knife!” wird durch den pflichtbewussten Beamten lautstark kund getan. Peter ein Schwerverbrecher? Wohl eher nicht. Allerdings haben wir bei unseren vielen unproblematischen Grenzübertritten auf dem Landweg (12 in Südamerika insgesamt) nie dem Handgepäck besondere Beachtung schenken müssen. Das wird uns nun zum Verhängnis! Peter vergaß tatsächlich sein häufig genutztes Taschenmesser im Handgepäck.
Wie konnte es dazu kommen? Naja, bei Peter hat alles seine Grundordnung und jeder Ausrüstungsgegenstand seinen ganz speziellen Platz, damit man im Notfall nicht lange rumsuchen muss. Angefangen von der Kopflampe über Essbesteck und Taschenmesser, bis hin zu Handdesinfektion, Werkzeug und Toilettenpapier. Alles ist an seinem Plätzchen und so kam es, dass das Taschenmesser noch im Handgepäck war. Die sehr kurze Nacht und “Strapazen” der letzten Wochen führten dazu, dass wir nicht nochmal das Handgepäck durchsucht haben. Es half kein Betteln und kein Flehen das schöne Messer (zudem ein Erinnerungsstück) war Futsch und Peter ärgert sich bis heute. Wir hoffen es war das erste und einzige Mal, dass uns am Flughafen so etwas passiert.
Grummelig (vor allem Peter) und im Halbschlaf überwinden wir ohne größere Turbulenzen den 5 stündigen Flug von Rio de Janeiro nach Lima. Dort eilen wir zum Anschlussflug und erreichen ca. 3 Stunden später völlig gerädert Guayaquil, Ecuador und einen der bisher schönsten Flughäfen auf unserer Reise. Alles ist sehr übersichtlich, man hat viel Platz und es gibt Einkaufsmöglichkeiten, eine Post, eine Gepäckaufbewahrung und die wohl schönsten Toiletten der letzten Monate. Außerdem gibt es kostenloses WiFi, so dass wir direkt nach der Ankunft unsere E-Mails checken konnten und daheim Bescheid geben, dass es uns gut geht. Dazu schlemmerten wir einen heißen, leckeren Kaffee mit Milchschaum und gingen es erst einmal ruhig an. Nach der Stärkung ging es im Taxi direkt zum Hotel. Erstaunt waren wir dennoch, denn kaum eine Menschenseele war in der einwohnerstärksten Stadt Ecuadors unterwegs und kaum Verkehr  auf den Straßen. Sehr mysteriös! Wir passierten leergefegte Straßen, geschlossene Ladenpassagen und waren dementsprechend schnell im Hotel. Unser Zimmer kommt uns vor wie ein Palast, denn es ist etwa doppelt so groß wie unser Reinfall in Rio de Janeiro. Dafür kostet es auch nur $16 pro Nacht und wir haben sogar einen Fernseher :-)
03-P1240068Nachdem wir unsere Rucksäcke abgeworfen haben, schlendern wir gleich nochmal gen Stadtzentrum. Wieder war kaum eine Menschenseele zu sehen, nur vereinzelt trafen wir Einheimische in einer Fußgängerzone. Einzig am berühmten Malecon2000 wurde die Szenerie durch Spaziergänger, spielende Kinder und einer kleinen Karnevalsaufführung aufgelockert. Der Malecon2000 ist ein ehemaliger, den Fluß “Guayas” überblickender Hafendamm, ausgebaut zur 2,5 km langen Uferpromenade, flankiert von Museen, Gärten, historischen Sehenswürdigkeiten und natürlich Plätzen für das leibliche Wohl. Unser Ziel war jedoch der “Parque Bolivar” in welchem eine ganz besondere Überraschung und Vorgeschmack auf die Galapagos Inseln auf uns wartete. In dieser grünen Oase mitten in der Stadt tummeln sich riesige Leguane. 04-P1240078 05-P1240089 Offensichtlich haben sie diesen Platz zum Leben auserkoren und lassen sich auch nicht stören. Zunächst bemerken wir nicht wie viele sich hier tummeln bis wir auf die uns umgebenden Bäume aufmerksam wurden. 06-P1240090Auf diesen sonnten sich unzählige dieser sehr beeindruckenden Urzeitüberbleibsel. Nach diesem “tierischen” Vorgeschmack zogen wir uns ob eines drohenden Gewitters wiederum durch menschenleere Gassen direkt zum Hotel zurück.   Wir fragen uns nun wirklich, ob dies die bevölkerungsreichste Stadt in Ecuador sein soll. Um es vorweg zu nehmen: Wir werden noch Augen machen wie sehr sich die Stadt verändert hat, wenn wir von den Galapagos Inseln kommend noch eine Nacht in Guayaquil verbringen…
Am Dienstag, den 21. Februar 2012, ist es dann soweit. Wir fliegen endlich auf die Galapagos Inseln. Mit dem Taxi – und diesmal haben wir wieder einen Rennfahrer erwischt – geht es in Windeseile zum Flughafen. Unser Flugzeug hebt pünktlich ab, wir haben superviel Platz und das Essen bei “Aerogal” (der Fluggesellschaft) ist richtig lecker! Der Flug an sich war angenehm ruhig und wir setzen überpünktlich in San Cristobal auf. Uns wird sofort klar, dass wir uns auf einem Miniatur-Flughafen befinden. Das Terminal ist ein kleines barackenartiges Häuschen und es wird direkt auf der Landebahn gewendet. Die Parkposition befindet sich direkt am Gebäude, die Gangway wir per Hand heran gerollt und wir können zu Fuß zum Häuschen laufen, wo die Einreiseprozedur auf uns wartet. Etwas ungewöhnlich ist, dass sämtliches Gepäck von einem niedlichen Labrador sehr intensiv und vor unseren Augen begutachtet wurde. Nix gefunden – dann können wir endlich los. Es ist unglaublich warm und schwül, sodass wir ziemlich schnell ins schwitzen kommen. Vor dem Gebäude wartet Paul – ein Mitarbeiter der “Hacienda Tranquila” – auf uns. Nach einer kurzen Begrüßung warten wir gemeinsam auf ein Taxi. So ziemlich alle Taxen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind hier weiße Pickup Trucks. Den Vorteil dieser Pickups – sie fassen bis zu ZEHN Personen, verteilt auf Sitze und Ladefläche und kosten einen Einheitspreis – werden wir alsbald zu schätzen lernen. 16-P1240318 31-P1240783Auf dem Weg zur Hacienda kaufen wir noch schnell die nötigsten Lebensmittel und zwei kleine Bier. Dies wird uns keine zwanzig Minuten später zum Verhängnis, denn Alkohol trinken ist auf der Hacienda strikt verboten! Nachdem wir erfolgreich ins erste Fettnäpfchen getappt sind, machen wir uns mit den anderen Volontären bekannt und stellen die schweren Rucksäcke in unser neues Heim für die nächsten Wochen. Geovanni – der General Manager – gibt uns eine kurze Einweisung in die Hacienda und deren Arbeitsabläufe. Die Hacienda liegt im “Hochland” der Insel San Cristobal, etwa 15 – 20 Minuten Taxifahrt von der Stadt Puerto Baquerizo Moreno, welches das wirtschaftliche Zentrum der Insel darstellt. Viel Zeit bleibt uns allerdings nicht zur Eingewöhnung, da die Nachmittagsschicht um 14:00 Uhr beginnt und wir sogar schon mit eingeplant sind. Auf dem Programm steht heute: Überreste ignoranter Zeitgenossen beseitigen – zu gut deutsch “Müll einsammeln” – als kommunale Gemeinschaftshilfe. Dies machen wir – trotz einsetzendem Wolkenbruch – bis es unseren deutschen Vorstellungen entspricht. Alles muss schön sauber sein :-) Im Anschluss, völlig durchgeweicht, wartet eine Überraschung auf uns. Selbst angebaute Kaffeebohnen schälen, rösten und Kaffee trinken. Das sind doch tolle Aussichten für Peter – wo er doch Kaffee so mag und in den letzten vier Monaten nicht sonderlich verwöhnt wurde. Da gab es nämlich überwiegend lösliches Kaffeepulver. Danach ist auch schon wieder Feierabend und wir können auspacken und “ankommen”. Bis jetzt hatten wir nämlich noch keine Zeit die Hacienda und ihre Bewohner genauer unter die Lupe zu nehmen. Unsere Mitbewohner kommen aus Österreich, England, Japan, USA, Deutschland und der Schweiz und sind zwischen 18 und 64 Jahren alt. 27-P1240722  28-P1240726 29-P1240742 Die Hacienda besteht aus einem Haupthaus mit Küche, kombiniertem Aufenthalts- Esszimmer, Toilette mit Dusche und drei Volontär Zimmern – eins davon ist unseres. Außerdem gibt es ein Nebengebäude mit zwei Zimmern und ein zusätzliches Badezimmer. An die Hacienda angrenzend ist unser Obst- und Gemüsegarten mit Gewächshaus und jede menge Weideflächen für unsere Rinder, Pferde und nicht zu vergessen “Ricky Martin” unseren Esel (mit dem tollsten “I-A-A-A-AH” der Welt). 32-P1240808
Nachdem wir uns etwas eingelebt haben verging der Rest der Woche wie im Flug. Die Arbeitszeiten waren sehr human, meistens 08:30 Uhr bis 12:00 Uhr gefolgt von zwei Stunden Siesta mit Mittagsstunde in der Hängematte und dann nochmal bis 16:00 Uhr. Wobei dies sehr flexibel gehandhabt wurde :-) Die Arbeit war überwiegend körperlich schwer und schweißtreibend (auch auf Grund des Klimas, denn März ist einer der wärmsten Monate), aber auch sehr schön und vor allem immer abwechslungsreich. Über Feuerholz sammeln, aufforsten von Kohlendioxid speichernden Pflanzen, anderen Pflanzen welche als Nahrung für Riesenschildkröten dienen, der Bekämpfung von eingeschleppten Pflanzen, Kühe von Weide zu Weide treiben bis hin zu Gartenarbeit oder Hippotherapie – dies alles wartete auf uns in der ersten Woche. Besonders hervor zu heben ist ein Arbeitseinsatz als kommunale Gemeinschaftshilfe auf einer Farm. 34-DSCF8376 35-DSCF8380Dort vernichten wir eingeschleppte Brombeeren mit Macheten und fühlen uns wie der Prinz in Dornröschen. Brombeeren stellen neben Guaven eines der größten Probleme für das ökologische Gleichgewicht dar, da sie dieses nachhaltig stören und einheimische Pflanzen verdrängen.  Es war eine heiße und furchtbar stachelige Angelegenheit. Toll war allerdings die Anreise im Jeep des Farmbesitzers. Dieses war eines der ersten Fahrzeuge auf dem Galapagos Inseln und lebte sein erstes Leben im zweiten Weltkrieg beim Sturm auf die Normandie – wir sind sozusagen mit einem Stück Geschichte zur Arbeit gefahren. Nach so viel zu tun verwundert es nicht, dass es schon wieder Wochenende ist – die Zeit verfliegt hier einfach und so wollen wir “unsere” Insel etwas näher erkunden.
Den ersten richtigen Ausflug starten wir Samstag Vormittag pünktlich um 10:00 in ein Insel-Informationszentrum. Dort erfahren wir viel über die Geschichte, aber auch aktuelle Probleme der Inseln. Anschließend erwandern wir ein angrenzendes, mit Vulkangestein übersätes Gebiet. Da so eine Vulkaninsel nicht flach ist, ist jede Fortbewegung mit klettern verbunden – und das bei Temperaturen von gefühlten 35 Grad und einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit. Naja, das Training können wir jedenfalls gebrauchen. Der folgende Sonntag erweist sich als nicht ganz so spektakulär, es gießt aus Strömen und wir legen einen Bade-, Fotografier- und Faulenztag ein. Unglaublich wie sich die Seelöwen mitten in der Stadt eine Oase geschaffen haben. Es ist auch zu drollig den an Land etwas plump wirkenden Tieren zuzusehen.
Die folgende Woche (27. Februar bis 02. März) vergeht eindeutig zu schnell – einmal mit dem Finger geschnippt und schon ist wieder Freitag. Geschafft haben wir trotzdem viel: kleine Baumsetzlinge gesammelt – zur Aufzucht in unserem Gewächshaus – und wenn diese dann größer als 40 cm sind werden sie wieder in die Wildnis transplantiert. Diese Bäume haben die Eigenschaft überproportional viel CO2 zu speichern und werden außerdem sehr alt. Wer dabei erwischt wird solche Bäume zu fällen, riskiert empfindliche Geldstrafen! Weiterhin haben wir in dieser Woche beim Landwirtschaftsministerium geholfen defekte Zäune zu reparieren und Bäume zu pflanzen, außerdem haben wir Vulkansteine für ein Fundament eines neuen Hacienda-Gebäudes gesammelt, Kühe gemolken (um dann leckeren Kakao zu schlemmern), in unserer Baumschule Unkraut und Sträucher entfernt – am Besten geht dies natürlich mit der Allzweckwaffe Machete. Wir erfahren im Laufe unseres Aufenthaltes, dass man mit der Machete so ziemlich alles machen kann: angefangen von Unkraut jäten über Sträucher beschneiden bis hin zu kleineren Baumfällarbeiten – die Kettensäge ist für diese Art von Vorhaben völlig überbewertet. Weiterhin haben wir uns der Gartenarbeit gewidmet – wir wollen doch schließlich auch frisches Gemüse essen. Nach getaner Arbeit gehen Nora und ich auch noch bereitwillig frische Papayas ernten. Dies geschieht folgender Maßen: man rüttelt an dem ca. fünf Meter hohen Baum und fängt die herunter fallenden Papayas mit den Händen auf – ein riesen Spaß, nur nicht ganz einfach und einige zerschellen auch am Boden. Für das ökologische Gleichgewicht der Insel und gegen eingeschleppte Pflanzen pflanzten wir spezielles Gras, welches unerwünschte Pflanzen überwuchert und quasi erstickt. Auf diese Art und Weise können Brombeere und Co. auch langfristig in Schach gehalten werden. Im Rahmen der Gemeinschaftshilfe stand diesmal der Hausbau bei einer sehr 36-P1240929netten Familie in der Nachbarschaft auf dem Programm. Typisch ecuadorianisch wird hier allerdings erst das Fundament und die Dachstützen errichtet und danach macht man sich Gedanken, wie man den 500 kg schweren Stein in der Mitte der Baustelle 17-P1240340wegbekommt. Nach getaner Arbeit wurden wir prompt zum Abendessen an einem der folgenden Tage eingeladen. Apropos Essen: Jeden Mittwoch gibt es in der Hacienda das Pizza-Highlight.  Im Holzofen werden zur Mittagszeit die selbstgemachten Pizzen knusprig gebacken, sowie Bananenbrot und “Ciruella” (Pflaumenartige Frucht, die ringsherum überall wächst) Streuselkuchen zubereitet. Unglaublich lecker! Was denkt ihr wo Starbucks eine seiner “organic” Kaffeesorten her bekommt? Richtig – von den Galapagos Inseln. Und damit auch immer genug Kaffee verfügbar ist, halfen wir winzig kleine Setzlinge in einer Gärtnerei zu pflanzen. 

Nach dieser voll gepackten Woche stand schon wieder das Wochenende vor der Tür. Diesmal wollten wir etwas unternehmen und so stand für den 03. März Schnorcheln auf dem Programm. Pünktlich 10:00 Uhr legten wir mit unserem Boot ab. Es dauerte keine fünf Minuten und einer der beiden Motoren stotterte und ging aus. Unsere Crew war aber nicht zu besorgt, 18-P1240395verlor keine Zeit und begann sofort den Motor zu zerlegen ohne dass wir unsere Route änderten oder gar umdrehten.
Auf dem Bild kann man noch gut den Hafen erkennen. 
Kurze Zeit später erreichten wir das erste von drei Zielen an diesem Tag. Dort bewaffneten wir uns mit Schnorchel, Brille und Flossen und los ging’s. Unbeschreiblich – viele bunte Fische, Korallen und zur Krönung ein Seelöwe. Weiter ging es zum etwa 7 km entfernten Kicker Rock, der auch Leon Dormido (schlafender Löwe) genannt wird. Es ist eine Steinformation die mehr als 150 m hoch aus dem Meer ragt und von Süden her kommend wie ein schlafender Löwe aussieht.  21-P1240508  19-P1240460Ein den Felsen trennender Kanal kann mutig “durchschnorchelt” werden und man hat die Möglichkeit Haie, Meeresschildkröten und Rochen zu sehen. Dies ließ ich mir nicht zweimal sagen und schwupps war ich im Wasser. Nora hingegen verharrte etwas seekrank (allerdings eher von dem furchtbaren Benzingestank) im Boot.  Mein Mut wurde belohnt und so konnte ich das erste Mal mit Haien und mehreren Meeresschildkröten schwimmen. Der letzte Programmpunkt am heutigen Tag bestand darin an einem wirklich sehr schönen Strand vor sehr aufdringlichen, uns permanent attackierenden “Bremsen” davon zu laufen. Ein Fotoshooting mit einem Leguan war aber dennoch drin.
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Der Tag neigte sich dem Ende und wir fuhren wieder zurück in Richtung Hafen wobei die immer noch/schon wieder andauernde Motorreparatur nur durch kurze Phasen unterbrochen wurde, wo der Motor problemlos lief.





Am Sonntag blieben wir dann lieber auf dem Trockenen und unternahmen einen Ausflug mit dem Taxi zur “Laguna El Junco”, dem größten Süßwassersee der Galapagos Inseln in einem erloschenen, eingesunkenen Vulkankegel. 22-P1240553 Von diesem mehrere Meter Tiefen und mit Regenwasser 23-P1240590gefüllten See, hatten wir eine atemberaubende Aussicht über die Insel und das Meer. Weiter ging es zur “La Galapaguera” einem Informations- und Aufzuchtszentrum wo man alte und junge Riesenschildkröten in ihrer natürlichen Umgebung erleben kann. Dort erfuhren wir z.B.,  dass die Schildkrötenpopulation von einst einigen hundert auf mehrere Tausend gestiegen ist und dass die Bruttemperatur über das Geschlecht der Schildkröte bestimmt. 
Nach der sehr interessanten Führung machten wir uns auf zum Strand und genossen das erfrischende Nass.  Am Strand kletterten wir auch auf einen kleinen Felsen und hatten dort die erste Möglichkeit Noras neuen Lieblingsvogel zu beäugen – den Blaufußtölpel. 24-P1240680 Was für ein putziger, clownartiger Zeitgenosse! Nach mehreren hundert Fotos machten wir uns zurück auf den Weg zur Hacienda und ließen den Sonntag mit leckeren Nudeln ausklingen.
Die dritte Arbeitswoche beginnt mit einem Schock. Am Montag versagt unsere Kamera den Dienst. An sich ist dies ein kleineres Problem, weil ich ohnehin eine Neue kaufen wollte. ABER auf den Inseln ist das Kamera Angebot 1. sehr eingeschränkt und 2. sind die Kameras unverschämt teuer – etwa DOPPELT so viel wie auf dem Festland. Da ist guter Rat teuer. Wir versuchen jemanden zu finden der sich mit Kameras auskennt und bekommen einen Tipp wo wir die Kamera eventuell repariert bekommen. Blöd ist nur, dass immer wenn wir das Geschäft aufsuchen, die besagte Person nicht da ist. Wir haben zwar noch den I-Pod und können diesen für Fotos nutzen, aber die Qualität lässt ziemlich zu wünschen übrig. Einen neue Kamera vom Festland zu bekommen scheitert daran, dass die dort verfügbaren Modelle meinen Vorstellungen nicht entsprechen und so legen wir selber Hand an und schrauben die Kamera auf. Siehe da, etwas gerüttelt, gepustet, zusammen geschraubt und schon geht sie wieder. Wird sie auch weiterhin funktionieren? Wir werden sehen…
Die Arbeitswoche selber gestaltet sich erneut als sehr abwechslungsreich – Unkrautvernichtung, Gartenarbeit, Bananenpflanzen pflanzen, Gras transplantieren und Hippotherapie, um nur einige Aufgaben zu nennen. 26-DSCF7986 25-DSCF7985
Die Hippotherapie ist 01-DSCF7639als Form des therapeutischen Reitens ein tiergestütztes, physiotherapeutisches Verfahren, bei der unsere Hacienda-Pferde eingesetzt wurden. Die '”Patienten” sind körperlich und geistig behinderte Kinder im Alter zwischen zwei und neun Jahren, welche in verschiedenen Positionen auf dem Pferderücken sitzen. Dabei werden die dreidimensionalen Schwingungen auf unsere kleinen Schützlinge übertragen und die dabei entstehenden Impulse ermöglichen das Training der Haltungs-, Gleichgewichts- und Stützreaktionen sowie eine Normalisierung der Muskelspannung.  Auch wenn dies nur ein Nachmittag pro Woche in Anspruch nahm, ging die Arbeit mit körperlich und geistig eingeschränkten Kindern wirklich an die Substanz. Umso schöner war es zu sehen, dass unsere Arbeit auch durch die Mütter gewürdigt und geschätzt wurde. 30-P1240776Unser Wochenende beschränkte sich diesmal auf Sonntag, da wir Samstag freiwillig im Dorf an einem Arbeitseinsatz teilgenommen haben – Unkraut, Gestrüpp und Müll vor der örtlichen Bibliothek beseitigen.   Zur Belohnung gab’s Limo und Thunfischbrötchen – hmmm lecker! Sonntag ging’s dann wieder zum schnorcheln an den Strand und diesmal beäugten wir wieder Meeresschildkröten, tummelten uns mit vielen bunten Fischen und einigen Seelöwen. Das absolute Highlight in dieser Bucht waren diesmal die Adlerrochen. Wir konnten ganz nah an sie heran und auf Tuchfühlung gehen mit diese zugegeben doch etwas eigentümlichen Meeresbewohnern.
Das Wochenende verging wie im Flug und schon stand die nunmehr vierte und damit letzte Arbeitswoche vor der Tür. Die Nacht zum Montag verbrachten wir größtenteils schlaflos weil es sehr windig war – wir dachten unser Dach fliegt weg. Dementsprechend müde waren wir am nächsten Morgen. Neben den üblichen Tätigkeiten wie Unkrautbekämpfung, Kaffee- und Kakaopflanzen pflanzen, Gartenarbeit und der Hippotherapie gab es einige neue Arbeitsaufgaben. Zunächst  war da ein verschmutzter Wassertank den es zu säubern galt, weil dieser der Wasserversorgung unseres kleinen Dorfes dient. Also gingen ein Volontär aus den Vereinigten Staaten und ich “mit Schrubbern bewaffnet in den Untergrund” bzw. den Wassertank. Es war ziemlich stickig und nach etwa einer halben Stunde wurde uns etwas schwindelig. 33-P1240868 Gelohnt hat sich die ganze Schinderei und unser Dorf hatte nun wieder saubereres Wasser. 37-P1240944Das absolute Highlight – und mein schönstes “Ferienerlebnis” – folgte an unserem letzten Arbeitstag. Auf die Frage hin ob ich reiten könne (na klar!) durfte ich einen Nachmittag Cowboy spielen und dabei noch etwas gutes tun. Unsere Kühe mussten von der Hacienda auf die angrenzende Weide getrieben werden und ich durfte mitmachen. Es ging über Stock und Stein, steil den Berg hinauf und wieder hinunter, durch mannshohes Gras und unter Bäumen hindurch – eine echtes Abenteuer aber leider viel zu kurz. Spaß hat es auf jeden Fall gemacht! 
Und schon waren fast vier Wochen als Volontär vorbei und wir bekamen noch die Möglichkeit zwei weitere der insgesamt 27 Inseln zu besuchen. Am Freitag den 16. März 2012 klingelt der Wecker schon um 05:00 Uhr, weil laut Plan unser Boot pünktlich um 07:00 Uhr in Richtung Santa Cruz ablegt, wir auch noch etwas Zeit zum Packen und Verabschieden benötigen und mit dem Taxi in die Stadt fahren müssen. Ich streichelte noch schnell mein Lieblingstier (unseren Hausesel Ricky Martin), gab ihm noch einige Leckerbissen und dann verließen wir “pünktlich” 06:10 Uhr (nachdem wir Bananenklauende Pferde des Nachbarn vom Grundstück verjagt haben) unser Zuhause der letzten Wochen. Die verspäteten zehn Minuten fuhr unser Taxifahrer mit halsbrecherischen Manövern locker wieder heraus und so waren wir pünktlich halb sieben in der Stadt und konnten den Seelöwen am Hafen zuschauen. Spielerisch springen diese aus dem Wasser auf Boote und lassen es sich dort gut gehen. Kurze Zeit später öffnet eine kleine Bude und wir müssen unser Gepäck durchsuchen lassen damit wir keine unerwünschten Pflanzen oder Tiere von Insel zu Insel schleppen. Die ganze Prozedur war jedoch so halbherzig, dass man sich diese hätte auch sparen können – purer Aktionismus, aber was sein muss, muss sein… Wieder einmal “überpünktlich” und mit nur einer halben Stunde Verspätung legten wir dann endlich ab. Auf Santa Cruz (der Nachbarinsel) angekommen, suchen wir uns zunächst ein kleines, einfaches Hostel in dem wir zwei Stunden Schlaf nachholen. Danach machen wir uns auf die Socken, um das Charles Darwin Research Center zu besuchen. Wieder eine Landschildkrötenaufzuchtstation mit verschiedenen Ausstellungen und dem berühmten “Lonesome George”, dem letzten Riesenlandschildkrötenmännchen seiner Rasse (leider kürzlich, Mitte Juni 2012 verstorben). 38-P1250011 Außerdem gab es dort riesige, bunte Landleguane zu bestaunen. 39-P1250039Das Wetter kooperiert nicht so ganz, es wird zunehmend heißer (zu heiß) und wir entscheiden uns (mit Zwischenstopp beim Eismann, der uns um $1 bescheißt) zum Hotel zurück zu gehen und eine wohlverdiente Siesta einzulegen. Diese fiel etwas länger aus als geplant und so mussten wir uns sputen, den im Nationalpark liegenden Strand “Tortuga Bay” noch besuchen zu können.  Zügigen Schrittes, Schweißperlen wischend und nach einem kleinen Umweg kommen wir ganz außer Atem am bislang schönsten Strand an. Wir haben noch etwa 1,5h bevor der Nationalparkt schließt und so ließen wir keine Zeit verstreichen und stürzten uns mutig in die mannshohen Wellen.   41-P125008540-P1250069
42-P1250124Der nächste Tag wartet mit einigen Abenteuern auf uns. Zunächst läuft alles glatt und wir machen uns per Taxi zu den “Los Gemelos” – eingestürzten, bewachsenen Lavakratern – auf.  Und dort passiert es: Direkt nach den ersten beiden Fotos, versagt die Kamera erneut ihren Dienst! So setzen wir, lediglich mit dem I-Pod bewaffnet unseren Weg fort und besuchen Riesenschildkröten in ihrer freien Wildbahn. Danach ging es zu einem der längsten unterirdischen Lavatunnel (2,2 km), von dem 1 km begehbar ist. Nur mit zwei Taschenlampen bewaffnet und dem Hund des Grundstückbesitzers als Begleiter stiegen wir die Treppen gen Eingang hinab. Unter Tage war es angenehm kühl und feucht. Und so bahnten wir uns unseren Weg. An sich ist in diesem Tunnel eine Beleuchtung vorhanden, da aber an diesem Tag mal wieder Stromausfall war, griffen wir auf Taschenlampen zurück. Etwas mulmig war uns schon, jedoch ließen wir uns nicht lumpen und kletterten mutig durch den Tunnel – sowas macht man ja schließlich nur einmal im Leben. Wir waren allerdings sehr froh das berühmte “Licht am Ende des Tunnels” zu sehen. Nachmittags stand endlich wieder baden auf der Agenda. Diesmal ging es mit einem Wassertaxi in die sogenannten “Las Grietas”, einem ca. 300m langen, steinbruchartigen Canyon. Das besondere ist, dass er (obwohl vom Meer abgeschnitten) mit Salzwasser gefüllt und außerordentlich klar ist. Abends schlemmerten wir noch eine zwei-zum-Preis-für-eine-Pizza und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Der nun folgende Sonntag sollte an sich ein ganz entspannter Schwimm-, Bade- und Reisetag auf die Nachbarinsel “Isabella” werden, aber es kam mal wieder etwas anders und wir sollten an diesem Tag noch ein paar mehr graue Haare bekommen.
Unser durch Ameisen verfeinertes Müsli ließen wir uns am Sonntagmorgen trotzdem schmecken (ja, man kann Ameisen mit Milch ertränken, sie schwimmen oben) und machten uns morgens nochmals auf in Richtung “Tortuga Bay” – dem außerordentlich schönen Strand. Die 45 Minuten Fußmarsch ab Nationalparkeingang vergingen wie im Flug und wir konnten erneut die unwirklichen Naturschönheiten genießen. Unser 3-Gänge-Menü für $6 pro Person schlemmten wir an einem Mittags-Imbiss und danach holten wir endlich unsere Rucksäcke und machten uns überpünktlich auf in Richtung Pier. Nach geduldigem Warten fragte Peter wo denn unser Boot ablegt. Keine konkrete Antwort, aber wir sollen uns keine Sorgen machen und unser Gepäck zunächst durch-checken lassen. Dies ist die gleiche halbherzige Prozedur die wir sie von San Cristobal schon kennen. Mit fortschreitender Stunde und noch keiner klaren Aussage welches Boot unseres ist, wird vor allem Peter etwas unruhig. Nach einigem hin und her zwischen verschiedenen Bootsstegen mussten wir feststellen, dass zwar Nora auf der Passagierliste ist, Peter jedoch nicht. Bloß gut, dass wir die Originalquittung aufgehoben haben und nachweisen konnten, dass wir bezahlt haben. Naja nach weiteren zehn Minuten Diskussion (auf spanisch-versteht sich) konnten wir wenigstens mit. Es handelte sich zwar nicht um unser gebuchtes, schnelles Boot – aber wenigstens wurden wir nicht zurück gelassen. So ist das eben in Südamerika – es funktioniert eben doch alles, irgendwie… Auf Isabella, der dritten Insel unserer Reiseroute, mussten wir feststellen, dass hier die Uhren noch etwas anders ticken. “Isla Isabella” ist (noch) nicht von Touristen überlaufen. Das Leben der Einwohner ist überwiegend noch von Ackerbau, Viehzucht und natürlich von Fischfang geprägt. Dementsprechend überschaubar ist das Angebot an Restaurants, Hotels und “Touristen-abzocke-Märkten”. Uns hat es jedenfalls mit am Besten gefallen. Es lag wahrscheinlich auch an unserer netten Unterkunft mit eigener Küche, im Preis inkludierten Trinkwasser und Bananenstauden mit Selbstbedienung im Vorgarten :-)
Der nun folgende Montag (19. März 2012) stand ganz im Zeichen des “Wanderschuhs”. An diesem Tag wollten wir zwei der insgesamt sechs Vulkane der Insel besteigen. “Sierra Negra” besitzt aktuell das größte, aktive “Smokehole” (auch Krater genannt) weltweit und brach das letzte mal 2005 aus. Der Vulkan “Chico” hingegen brach das letzte mal 1979 aus und ist, wie der Name schon sagt, kleiner. Halb acht werden wir mit dem Jeep abgeholt und sind etwa 30 Minuten später am Ausgangspunkt unseres Abenteuers. Zwei anstrengende Stunden später können wir den Ausblick auf diesen mondartigen, riesigen Krater genießen. Weiter geht’s zum Vulkan “Chico” – es sieht noch ein bisschen mehr aus wie auf dem Mond und es wird noch einige Zeit dauern, bis sich die Vegetation ihren Anteil zurück erobert hat. 43-IMG_0029 Der Abstieg wurde wieder sehr abenteuerlich- nicht weil er so anstrengend war, nein, es goss wie aus Eimern. 44-IMG_0032 Klitschnass – bis auf die Unterwäsche – kamen wir, nach dem ein oder anderen “Popsklatscher” (ja, Steine und Erde werden zur Schlitterbahn im Regen) am Ausgangsort an. Unser Pickup Truck hatte nicht genug Platz für alle, sodass wir auf der Ladefläche mitfahren mussten. Das Gute dabei war jedoch, dass wir durch den warmen Fahrtwind fast wieder trocken waren, als wir am Hostel ankamen. Nach einer “Eispause” rafften wir uns nochmal auf, um die berühmte “Wand der Tränen” zu finden. Dies ist eine aus Vulkanstein, durch Häftlinge erbaute Steinwand, welche bei der Errichtung viele Opfer kostete. Diese haben wir leider nicht gefunden, wurden jedoch erneut durch ein Unwetter überrascht und zum zweiten mal völlig durchgeweicht. Die niedertrommelnde Menge an Regen fühlt sich an, als würden Eimer voll Wasser über dem Kopf ausgeschüttet werden. Naja, wenigstens ist es warm.
Den Dienstag gingen wir gemütlich an – unsere Schnorcheltour startete erst 09:00 Uhr und so konnten wir ganz gemütlich Bratkartoffeln, Ei und Thunfischsalat zum Frühstück verspeisen – alles Überreste vom Vorabend. Beim Schnorcheln in einer ruhigen Bucht konnten wir wieder unheimlich viele bunte Fische und Muscheln bestaunen. Die Höhepunkte waren jedoch 35 cm große Galapagos-Pinguine, Blaufußtölpel und Pelikane “en masse” und ein Landgang auf einem der vorgelagerten kleinen Inselchen. Dort war es uns möglich in einem natürlichen Lavakanal schlafende Haie (las Tintoreras) und Rochen (Adlerrochen) zu bestaunen. Nachmittags genossen wir den Strand und vergewisserten uns, dass wir diesmal auf der Passagierliste für unser Boot standen, denn am folgenden Mittwoch müssen wir leider schon wieder über Santa Cruz zurück nach San Cristobal – das Galapagos Abenteuer nähert sich seinem Ende. 05:00 kommt uns unser “Hostelpapa” wecken und wir machen uns halb sechs mit einem klapprigen Kleinbus auf in Richtung Hafen. Und siehe da… wir stehen BEIDE auf der Passagierliste. Unser Check am Vortag hat offensichtlich etwas gebracht. Ein kleines Taxiboot brachte uns zu einem 600 PS Fährboot und dementsprechend schnell waren wir auf Santa Cruz. Auf dem offenen Meer wurden wir von einem Delfin überrascht, der etwa 10 Meter vom Boot entfernt aus purer Lebensfreude Rückwärtssalti im Sonnenaufgang vollführte – toll! … was für ein schöner Abschied.
Nach einer ausgiebigen Frühstücks- und Internetpause begaben wir uns zum Fischmarkt – eine ausgezeichnete Fotogelegenheit für Pelikan-, Fisch- und Seelöwenbilder (richtig, an diesem Morgen ging unsere Kamera mal wieder). 45-P1250156 Unser Bootsausflug war für heute noch nicht beendet und so begaben wir uns zurück zum Bootssteg. Die letzte Etappe nach San Cristobal wartete auf uns. Und siehe da… wir waren wieder nicht auf der Passagierliste. Ein letztes mal streiten (auf spanisch versteht sich) und schwuppdiwupp saßen wir im Boot. Diesmal gab’s auf der Überfahrt Rückwärtssalti vollführende Rochen – ca. 200 Meter vom Boot entfernt.
In San Cristobal angekommen finden wir auf Empfehlung ein supertolles Hostel (“Cabanas Don Jorge”) – wir hatten eine Kabine mit Bad, Küche und riesen Aufenthaltsraum ganz für uns allein – ein gelungener Abschluß für unser Galapagos Abenteuer. 46-P1250231 Den Abend verbrachten wir ein letztes mal an Peters geliebtem Pier, welcher wie jeden Abend von Seelöwen übersät war. Zu drollig, den kleinen und großen zuzusehen! Wir trafen uns mit Geovanni (dem Hacienda Manager) und sagten “Goodbye” und mit einer Träne im Auge ging es dann zurück ins Hostel – Sachen packen und ein Päckchen für zuhause schnüren. Am nächsten morgen gaben wir dies dann bei der Post auf. Ein Schnäppchen – 5kg für $100! Unsere gewaschene Wäsche war natürlich nicht wie vereinbart fertig und so ging es wieder ins Hostel – die Rucksäcke holen. Anschließend fuhren wir mit dem Taxi wieder zur Wäscherei und dann zum Flughafen, wo wir unsere Sachen packen konnten. Die Mitreisenden (hauptsächlich wohlhabende, ältere Amerikaner, welche an Galapagoskreuzfahrten teilgenommen haben, was man sehr schön an den identischen Armbändchen erkennen konnte)  haben ziemlich komisch geguckt, als wir auf dem Flughafen anfingen unser Gepäck zu sortieren. Uns war’s egal – wir hatten jedenfalls wieder saubere Sachen.
Der Flug zurück nach Guayaquil war unspektakulär und angenehm, trotzdem waren wir diesmal wirklich traurig, dieses wunderschöne Fleckchen Erde nach mehr als einem Monat zu verlassen. Den Flughafen “GYE” kannten wir schon und so machten wir uns auf in Richtung Internet-Kaffeebude. E-Mails gecheckt, zuhause gemeldet und dann, ja dann haben wir zum ersten mal Guayaquil als zweitgrößte Stadt Ecuadors kennen gelernt! Überall Menschen, Autos, gehupe, Alarmanlagenlärm, mehr gehupe und noch mehr Autoalarmanlagen … So einen Kulturschock hatten wir schon lange nicht mehr erlebt! Unser angestammtes Hotel hatte unsere Buchung verbummelt und so bekamen wir ein nicht ganz so schönes Zimmer – aber für $16 pro Nacht passabel. Endlich erfuhren wir auch, warum unser letzer Besuch so menschenleer war: KARNEVAL – einer der wichtigsten Feiertage in Südamerika, alle haben frei und machen Ausflüge mit der Familie.
Eine organisatorische Sache stand in Guayaquil noch auf dem Programm. Da sich unsere Kamera ja entschieden hatte nur noch sporadisch und sehr unzuverlässig zu funktionieren, sollte Ersatz her und so kam es wie es kommen musste: Etwa drei Stunden verbrachten wir im Bindfadenregen damit, Kameras in unterschiedlichen Geschäften zu vergleichen. Am Ende entschieden wir uns für eine kleine Sony “Handknipse” – überteuert, aber das Beste was hier zu bekommen war. Was sagt uns das? Naja zumindest wenn man an exponierte Orte mit überschaubaren Warenangebot fährt, lohnt es sich Ersatz dabei zu haben – in jeder Hinsicht. … ach und übrigens: Seit dem Kauf der neuen Knipse, macht die andere Kamera (nun auch “böse Hexe” genannt) gar keine Probleme mehr und funktioniert fortan einwandfrei!!!
Dies bringt uns zu dem Wohl letzten Punkt diese Reiseberichts – einer kleinen Zwischenbilanz: Es lohnt sich auf alle Fälle auf die Galapagos Inseln zu fahren und wenn man sich selbst die Routen zusammen stellt, dann ist ein Urlaub wirklich erschwinglich. Z.B. kostet ein einfaches Zimmer etwa $15-25 pro Nacht, Mahlzeiten (Suppe, Hauptgericht, Getränk) gibt es ab $3 pro Person und Transfers zwischen Inseln schlagen nochmal mit etwa $25 pro Fahrt zu Buche. Exkursionen wie z.B. Schnorcheln, Vulkanbesteigung etc. kommen noch extra dazu. Dies alles ist aber viel günstiger als eine Galapagos Kreuzfahrt für ca. $2800 pro Woche (all incl.). Wir können unsere Art zu Reisen (arbeiten und reisen auf der Insel) jedoch wärmstens empfehlen, denn somit kommt man viel besser mit Einheimischen, der Kultur und der Tierwelt in Kontakt und erLEBT die Inseln. Wer Tiere und Natur mag ist hier an der richtigen Adresse: Ähnlich wie im Pantanal in Brasilien, findet man hier einen riesigen Zoo, nur das keiner eingesperrt ist. Auf Grund von keinen bzw. wenigen natürlichen Feinden, haben die Tiere kaum Scheu vor Menschen und man kann in aller Ruhe beobachten.


Vier Monate später
Wie bringt man vier Monate konstante Erlebnisse und Eindrücke unserer “South American Odyssee” in ein leserfreundliches Format, ohne sich dabei in Details zu verlieren, so dass ihr daheim vor dem Computer einschlaft, aber andererseits euch mit den Zeilen ein Gefühl zu geben, als wärt ihr dabei gewesen??? Ich habe keinen blassen Schimmer, aber hier geht’s los:

Ecuador 27.10.2011 – 15.11.2011
Vom alles-inklusive-Kreuzfahrtschiff geht’s direkt zum Flughafen und rein ins Abenteuer. Wir wissen nicht was uns in Quito erwartet. LAN (die Fluggesellschaft) bringt uns sicher, wenn auch etwas rumplig in die ecuadorianische Hauptstadt, wo wir erwartet und ins Büro der Volontär-Organisation “Ecovolunteer” gebracht werden. Alle sind lieb und nett, auch unsere Gastfamilie im Südosten Quitos (Conocoto) aber die Sprachbarriere ist relativ groß. Die erste Ernüchterung kommt mitP1160468 der Unterkunft selber, da alles relativ schmuddelig und lieblos ist, jedoch liegt dass sicher auch an vorherigen Volontären, die sich entsprechend benommen haben – Schade. Unglaublich sind vor allem unsere Betten, die mit ihren Mickey Mouse Motiven am Kopfende mindestens drei Nummern zu klein für uns sind und dermaßen durchgelegen, dass einem schon vom bloßen Hingucken der Rücken weh tut!
Auch die Kommunikation während der Mahlzeiten mit der Familie ist sehr sporadisch, einfach weil unser spanisch sehr schlecht ist und deren Englisch praktisch nicht vorhanden. Nachts wird man regelmäßig wach von Hunden, völlig verstörten Hähnen, die im Dunkeln krähen oder Alarmanlagen … naja, wir sind ja nicht zum Spaß hier!
P1160476P1160501P1160662 Die 2850 Höhenmeter setzen uns “lufttechnisch” etwas zu, so dass wir an unserem ersten Morgen in der großen fremdem Stadt lieber etwas eher aufstehen, da wir den Weg zum Bus und zur Sprachschule im Zentrum von Quito finden müssen. Natürlich klappt alles prima und wir vereinbaren 15 Stunden Einzelunterricht, über vier Tage verteilt – das Wochenende und die Nachmittage nutzen wir zur Erkundung von Quito – wie immer nur zu Fuß, so dass uns die Schuhe qualmen.
   
P1160575P1160543Unsere grandioseste Idee war sicher der Aufstieg - ZU FUß – zur Sessellift-Talstation des Vulkans “Pichincha”. Alter Schwede, wir schnaufen wie zwei alte Dampflokomotiven – das gibt einen Vorgeschmack auf Inkatrail & Co.

P1160616P1160615Auch der Sprachunterricht ist unheimlich anstrengend: vier Stunden volle Konzentration für die Sprachlehrerin, die natürlich ausschließlich spanisch spricht, Grammatik, 1000 neue Vokabeln, uff!  
Quito ist mit seiner “weltkulturerbigen” Altstadt, seiner für Gringos (so nennen die einheimischen uns weiße Touristen) gemachten Neustadt, seinen Handwerks- und Lebensmittelmärkten, seinen Schuhputzern ($0.10) und auf der anderen Seite seinen im amerikanischen Stil protzigen Einkaufsmeilen sehr konträr, aber interessant und wir fühlen uns nie unsicher (entgegen den Überfall-Spukgeschichten die uns zu Ohren kommen).
Unsere Kulturschock-Woche vergeht wie im Flug und auf geht es ins nächste Abenteuer. Am Abend des 03.11.2011 treffen wir unsere “neuen Freunde”, mit denen wir die Erlebnisse der nächsten Wochen im gelben Truck teilen werden. Die Meute besteht aus 21 Mitreisenden, einem Tourleader und einem Fahrer und die Nationalitäten (sowie das Alter, 22-65 Jahre alles dabei) sind bunt gemischt: Kenia, England, USA, Kanada, Belgien, Australien – und wir die einzigen Deutschen, so rostet das Englisch wenigstens nicht ein (das Spanisch wird jedoch auch nicht besser). Am nächsten Morgen geht’s dann wirklich los, wir können es noch gar nicht richtig glauben. Cade, unser Tourleader, erklärt uns den Truck & die Truckregeln und teilt uns in Kochgruppen ein (während der 50% Camping-Übernachtungen wird jeweils von der Kochgruppe gekocht, diese besteht aus drei “Laienköchen” und wechselt jeden Tag). Das Gepäck verschwindet unter unseren Popsen in dem dafür vorgesehenen privaten Gepäckfach und Bargeld, Kreditkarten und Reisepass werden sicher im Safe (dem sogenannten Kühlschrank) eingeschlossen – was das Reisen unheimlich vereinfacht und entspannt. So rollen wir auf unsere erste Etappe, gen Otavalo, einer Marktstadt nördlich von Quito und man beschnüffelt sich vorsichtig. P1160695 P1160690 Quasi wie früher, wenn man den ersten Tag in einer neuen Schulklasse hatte oder ins Kinderferienlager gefahren ist – nur bissl anders.
In Otavalo wachsen uns erst einmal ein paar mehr graue Haare, da wir mit unserer kanadischen Kreditkarte kein Geld abheben können. Nach einem sehr nervig, kratzigen, halb verständlichen Telefonat mit der Bank in Toronto die uns mitteilt, dass unser Limit in Südamerika auf $100 pro Tag begrenzt ist, P1160717beruhigen wir uns und lassen das Limit auf $400 pro Tag ändern – siehe da, es funktioniert. So leisten wir uns dann ein Gourmetti-Mittag (Almuerzo – ein festes, täglich wechselndes Gericht, typisch in Ecuador, was aus einer Suppe, einem Hauptgericht, einem Dessert und einem Juice besteht) für ganze $1.50 pro Person. 
P1160778P1160775Den Tag darauf erfahren wir zum ersten Mal was es heißt einen kompletten Tag im Truck zu sitzen – da wird einiges an Sitzfleisch zusammenkommen. 
Eine weitere neue Erfahrung bringt der Abend, an dem wir in einem Buschcamp (heißt  im Grunde nichts weiter als irgendwo in der Pampa, an einem Truckstopp, in einem Steinbruch, in der Wüste, oder wo man gerade auch ist einfach anzuhalten und dort zu übernachten) zum ersten Mal unsere Zelte aufbauen. Alles pippileicht (:-)) und auch die erste Kochgruppe besteht den Härtetest und zaubert tatsächlich ein Abendbrot zusammen.
P1160817 P1160827 P1160815 Im Morgengrauen “reiten” wir weiter - der nächste Programmpunkt bringt uns nach Loreto, wo wir Zelte, Proviant und Klamotten auf handgeschnitzte Boote verfrachten, welche uns dann ca. zwei Stunden in den Yasuni Nationalpark hineinfahren.
Dieser beheimatet pro m² mehr Baumarten als es in ganz Nordamerika gibt, jedoch wird er leider durch Abholzung und das Treiben der aktiven Ölunternehmen bedroht. Im Stammesgebiet der wilden Waoranis/ Huaoranis werden wir auf einem Eco-Campplatz im Nichts abgesetzt. Diese Menschen wurden erst 1949 entdeckt und von der “Außenwelt” kontaktiert. Sie waren und sind teilweise auch noch sehr aggressive Ureinwohner, die auch heute noch töten wenn es sein muss oder man versucht ihnen Regeln der modernen Welt aufzubrummen. Glücklicherweise bewahrt ihnen diese Sturheit gegenüber der “Außenwelt” ihre Kultur und es wird sehr an alten Bräuchen und Ritualen festgehalten. Zwei Stämme leben noch wild in den Tiefen des Yasuni Nationalparks und übrigens: Wenn man gekreuzte Speere sieht, sollte man besser das Weite suchen, sonst bedeutet das Krieg beim Betreten des Stammesgebietes. Drei Tage Dschungel warten auf uns, sowie viele Mücken und ein in Lebensnot schwebender Tourleader!
P1160845Unsere Zelte bauen wir auf kleinen Plattformen mit Dach auf (da der tägliche Regen so stark ist, dass selbst die Hightech-Zelte ihre liebe Not hätten) und gehen mit dem Stammesführer des uns betreuenden Waorani-Stammes auf einen Nachtspaziergang in Gummistiefeln. Wir sehen unheimlich viele Insekten und Frösche sowie eine große Tarantel, die allerdings mehr Angst hat als wir und sich schleunigst in ihren hohlen Ast zurückzieht. Die Ozelots, Pumas, Leoparden und Gürteltiere verstecken sich zu gut vor uns im Dickicht, die Geräusche um uns herum sind allerdings laut, fremd, wild, einzigartig und unheimlich interessant. P1160883P1160894Tag zwei in dieser unwirklichen Umgebung führt uns tiefer hinein in den Nationalpark, zum Dorf Apaika, wo uns Heilpflanzen erklärt werden, getanzt und gesungen wird, Speerwerfen praktiziert und frischer Fisch für uns zum Mittag am Flussufer zubereitet wird.   Nach dem leckeren Mahl sitzen wir wieder in den Booten – und dann geschieht das unglaubliche: Eine dicke Wespe sticht unseren Tourleader Cade in den Nacken und 5 Minuten später ist sein ganzer Körper voller Pusteln und er hat Probleme zu atmen, hyperventiliert … und das eine Sitzreihe vor uns. Wir sind ca. eine Stunde vom Camp weg und ca. drei bis vier Stunden (je nach Wasserstand, querliegende Bäume, etc.) von Loreto entfernt, nicht zu reden vom nächsten Krankenhaus in Coca, ca. sechs Stunden!! Die nächste Stunde ist eine der schlimmsten überhaupt, man sieht jemanden direkt vor seinen Augen halb sterben und man kann nichts machen. Zum Glück haben wir zufällig Antihystamine mit die seinen Zustand zwar nicht merklich verbessern, aber wie wir später erfahren sein Leben retten. Am Camp springen wir alle aus dem Boot und der Dschungelguide “rast” mit Cade gen Loreto. Für uns zurückgebliebene heißt es nun fast 24 Stunden bangen und hoffen, die Stimmung ist etwas gedrückt. Der Besuch eines nahegelegenen Wasserfalles, eine Lehrstunde von Ninkare (dem “Stammeshäuptling”) zu medizinischen Heilpflanzen und zur Herstellung einer Tragetasche aus Palmenblättern die bis zu 50 kg hält, hebt die Stimmung am nächsten Tag nur wenig, vielleicht auch, weil es wie aus Eimern gießt.
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Erst als am Nachmittag Cade gesund und lachend im Boot um die “Flußecke” geguckt kommt, fällt der Stein vom Herzen und wir können unsere Zeit wieder richtig genießen. 500 mg Cortison im Krankenhaus von Coca retteten sein Leben nach sechs Stunden Tortur, jedoch meinten die Ärzte es war unheimlich knapp – er hat Glück gehabt und sollte sich von nun an vor Wespen ernsthaft in Acht nehmen.
… das Genießen hält allerdings nur diesen einen Nachmittag an (wir besuchen eine weitere Familiengemeinschaft und die Stammesschule Flussabwärts), denn bei mir setzt in der Nacht Fieber, Herzrasen, Schüttelfrost, Durchfall und furchtbare Gliederschmerzen ein. Grandios ist auch, dass es die Nacht über derartig regnet, dass am nächsten Tag – an dem wir unsere Rückfahrt in die Zivilisation antreten – mehrere Bäume quer über den Fluss liegen und die Fahrt auf dem dünnen Holzbänkchen, in der prallen Sonne unnötig verlängern, da mit Macheten und Kreissägen operiert werden muss um weiter zu kommen. Zu allem Überfluss geht bei unserem Boot auch noch ZWEIMAL der Sprit aus. Mit grippeähnlichen Symptomen und einem unbeschreiblichen Drang eine Toilette aufzusuchen, macht das wirklich Laune!!! Ich hab eine Wut, kann ich euch sagen, aber Effizienz und Weitsichtigkeit kann man nicht überall erwarten … und wir sind eben nicht zu Hause.
Der anschließende Tag im Truck wird außerordentlich unangenehm, die folgende Nacht nicht viel besser – die wir in einem Buschcamp (Truckstopp) am Straßenrand verbringen. Gott sei Dank gibt es eine Toilette, welche ich in regelmäßigen Abständen von ein bis zwei Stunden aufsuchen muss. Das sind Sachen die man sich beim campen wünscht. Am nächsten Tag steht wieder ein kompletter Trucktag an, an dem wir eine Apotheke in Tena aufsuchen, einen Hühnerbrühenvorrat anlegen und in Puyo eine Affenauffangstation besuchen. P1170059 Am Abend erreichen wir unser Domizil für die nächsten drei Nächte – einen wunderschönen Zeltplatz/Minihostel in der Nähe von Banos (Rio Verde). P1170106 P1170115 Tolle sanitäre Einrichtungen, warme Duschen und in der ersten Nacht ein richtiges Bett für uns, da ein Zimmer verfügbar ist. Nach einem “Nichts-Tu-und-sortier-die-Taschen-Tag”, wo ich glaube dass es mir besser geht, folgt eine weitere unruhige Nacht, so dass die Entscheidung fällt endlich einen Arzt aufzusuchen, zumal Peter nun auch eine leichte Liaison mit der Toilette eingeht. Der Arzt in Banos ist der Wahnsinn: perfektes Englisch, fünf Minuten Wartezeit, direkte Stuhlprobe mit Auswertung nach 10 Minuten und alle Medikamente vor Ort – Rechnung $60 für zwei Personen. Perfekt! Diagnose: Nora hat Amöbenruhr und Bakterien und Peter einen Parasiten (nicht ganz so wild). Beides OK, meins allerdings nur wenn es direkt behandelt wird – was wir ja hiermit getan haben. Mit Hühnerbrühe und Antibiotika wird den Böslingen im Körper der Krieg angesagt. Den Tag verbringen wir mit schlendern sowie “Spa”-Behandlungen in Banos. Am Abend isst Peter heimlich sein Salamibrötchen mit mitgebrachten Bautzner Senf (aus dem Mamapaket vom Sommer) im Zelt, damit er den anderen nichts abgeben muss :-).
Nach drei entspannten Nächten an einem Ort steht wieder ein voller Trucktag an. Auf dem Weg von Banos zu unserem Nachtlager an den Ruinen von Ingapirca (Ruinenstadt der pre-Inkas – Canaris – und im 15. Jahrhundert der Inkas) durchqueren wir das zentrale Hochland und haben das seltene Glück eine wunderbar klare Sicht auf die großen Vulkane genießen zu können: Cotopaxi, Tungurahua, Carihuairazo und Chimborazo – alle um die 5000-6000m hoch und schneebedeckt. Beeindruckend! Weniger beeindruckend ist das Wetter nach Sonnenuntergang an den Ruinen. Auf 3230 m Höhe und strömenden Regen wird es zum ersten Mal empfindlich kalt (zumindest gefühlt, denn es wird nicht kälter als 9°C). Glücklicherweise dürfen wir die Zelte auf einer Plattform für “Marktstände” mit Dach aufbauen. Peter muss in meinem Schlafsack frieren (der zwar irre klein und somit praktisch ist, aber seine Komfortzone bei 11°C endet), weil der “kranke Spatz” ja schön warm eingepackt werden muss.
Weiter geht es nach Cuenca, der letzten Station in Ecuador – wo wir schon am frühen Vormittag ankommen und die Panama Hut Manufaktur besuchen. Verrückt wie viel Arbeit in so einem kleinen Hut drin steckt (1-2 Tage für einen einfachen der um die $35 kostet und 6-8 Monate für die teuersten Stücke die bis zu $1500 wert sind) und wie schön die Hüte sind, aber für Rucksackreisen unheimlich unpraktisch. P1170353 P1170356 P1170358 Den Nachmittag schlendern wir durch die hübsche Altstadt, erfüllen unsere Pflichten (Kochgruppeneinkauf für die folgenden Tage) und melden uns mal wieder bei der Familie, die seltenen Gelegenheiten eines gut funktionierenden Internets müssen genutzt werden.


07:00 Uhr am nächsten Morgen ist der gelbe Truck fertig beladen und wir machen uns bereit für die erste Grenzüberquerung nach …

Peru 15.11.2011 – 10.12.2011
In den letzten Stunden ist die Vegetation von schön grün, zu sehr staubig und “wüstig” geschrumpft. Die Ausreise aus Ecuador erfolgt problemlos an einer kleinen Bude und vor uns liegt der neugebaute peruanische Grenzprunkbau. Der Schein trügt, denn man verweist uns an eine noch kleinere, schäbigere Baracke (eigentlich nur ein Dach mit Männchen und einem Fernseher drunter), denn die neue Anlage ist noch nicht in Betrieb. Das von unserem Truckfahrer mitgebrachte 12-Pack Bier beschleunigt den Einreisevorgang ungemein und so sitzen wir nach ca. 30 Minuten alle wieder mit einem Peru Stempel im Truck. Am Nachmittag erreichen wir Punta Sal (nahe Mancora, an der nordperuanischen Pazifikküste) wo wir unsere Zelte direkt am Strand aufbauen und trotzdem die Annehmlichkeiten von einer warmen Dusche nutzen können. Ein gemütlicher Abend am Lagerfeuer wartet auf uns.
Die nächsten beiden Tage kurieren wir unsere verkorksten Mägen noch etwas aus, schlafen unheimlich viel (gegen neun aufstehen, um dann gegen halb elf wieder mit einem Buch auf der Brust im Schatten am Strand einzuschlafen), gehen spazieren und jagen Krabben und Möwen, sehen zwei Wale am Horizont und gucken unserem Spanferkel zu, was am Strand über der heißen Glut des Feuers vor sich hin röstet. Das viele Nichtstun wird nur durch einen Trip in die nahegelegene Stadt Mancora unterbrochen, um die Truckvorräte aufzustocken und peruanische Sol aus dem “Bankomaten” zu angeln. Der Rückweg ist für Peter das glänzende Highlight unseres Aufenthalts – wir fahren Tuk-Tuk (landestypische Taxi-Mopeds mit Sitzbank und Dach) und lassen uns den Wind um die Nase wehen. Sehr lustig, vor allem weil unsere erster Stopp die Tankstelle ist, an der wir den Sprit bezahlen, als Anzahlung quasi. Peter strahlt noch eine halbe Stunde nachdem er ausgestiegen ist wie ein Honigkuchenpferd.
Mein erster Antibiotika-freier-Tag ist ein Trucktag, an dem es ironischerweise Peter magentechnisch nicht so gut geht. Unterbrochen wird die lange Fahrt nur durch einen sehr interessanten Museumsbesuch (Museo Tumbas Reales de Sipan), in dem uns (Peter schläft allerdings derweil im Truck auf Grund seines Zustandes) die Sipan Kultur näher gebracht wird. Deren Überreste, wie schwerer Goldschmuck und Mumien sind unheimlich gut erhalten  und wurden erst 1987 entdeckt. Natürlich waren hier auch wieder deutsche Wissenschaftler und Fördergelder involviert. P1170646 Am frühen Abend erreichen wir das erste spannende Buschcamp – eine Riesensanddüne, hinter der wir den Truck verstecken, uns vor kühlem Wind schützen und zum Sonnenuntergang raufkrabbeln um dann wieder runterzurutschen. Sehr beeindruckend.

Der Kulturhammer schlägt am nächsten Tag kräftig zu, nachdem wir “unsere” Düne schon sieben Uhr verlassen. Unser erster Stopp sind die Chan-Chan Ruinen, bzw. der achte Tempel dieser Kultur, welcher touristenfreundlich und mit Führer verfügbar ist, andere Stätten werden immer noch ausgegraben. Trotz des motivierten Führers ist die Stätte relativ grau und staubig.P1170686 P1170668 Danach geht es nur mal um “die Ecke” zum “Huaca de la Luna”, dem Mondtempel, mit Ausblick auf den Sonnentempel, an dem auch noch mühselig gegraben wird, denn die finanziellen Mittel sind sehr beschränkt. Diese Tempel wurden auch von einer pre-Inka Kultur – den Moches – erbaut und bewohnt. Dieser Kulturtag war unheimlich interessant, jedoch wurde der Kulturbogen etwas überspannt – oder auf deutsch – wir hatten überhaupt keine Lust mehr auf “alte Sachen, Steine und Zeichnungen”. Ein weiteres Buschcamp, diesmal am Strand entspannt unsere rauchenden Köpfe.
Nun ist es erst mal vorbei mit der Ruhe: Am 20.11.2011 führt uns die Tour in die Millionenstadt Lima, doch die Vororte sind staubig, schmutzig, lieblos und stinken ganz furchtbar. Es ist unheimlich traurig, wie man hier mit seiner Umwelt, seinem eigenen Lebensraum umgeht bzw. diesen systematisch zerstört. Vor allem für unsere westeuropäischen Augen ist dies eine Tortur, denn unser hoher Standard und unser Verständnis von Sauberkeit, Ordnung und Mülltrennung ist ein völlig konträres. Es ist für uns völlig unverständlich wie man sein Umfeld derartig vermüllen und verschlampen lassen kann. Dies wird aber leider nicht der letzte Ort in Südamerika sein, welcher uns aus diesen Gründen schockt. Lima selber, zumindest die Touristenviertel sind aufgeräumt und mehr oder weniger sicher, vor allem auch gewährleitet durch eine starke Polizeipräsenz. Viel wichtiger ist uns im Moment allerdings unser ZWEIBETTZIMMER mit privatem Bad, welches wir nach drei Tagen ohne Dusche sehr genießen. Zivilisation kann doch sehr angenehm sein. Am Abend gehen wir mit der Gruppe essen, leisten uns einen Pisco Sour (National-Cocktail mit Pisco – P1170788 einem klaren Likör aus Trauben, Limette, Sprudelwasser und Eiweißschaum) und besuchen zu späterer Stunde den “Circuito Magico del Agua”, einen beleuchteten "Fontainenwasserspielpark”, der zur Erheiterung der Einwohner und Touristen in allen möglichen Farben und Formationen vor sich hin sprudelt und “fontaint”. Wir quetschen uns in einen Kinderminizug und platschen durch die Wassertunnel – ein sehr netter Abend.
Larco Mar, ein riesen Shoppingcenter in den Klippen vom Stadtteil Miraflores, ermöglicht uns eine wunderschöne Aussicht über die Küste und lässt uns am nächsten Morgen für eine Weile vergessen, dass wir in Peru sind, denn das Einkaufsangebot, aber auch die Preise erinnern mehr an Kanada oder die USA. Unsere Wäsche haben wir am Morgen in einem extrem zwielichtigen Hinterhof in der Nähe des Hotels abgegeben, zwar billig, aber mal sehen was wir wieder bekommen. Mit der Entfernung zum teuren Shoppingcenter, fallen in Miraflores auch die Preise und ich ergattere einen preiswerten, dicken Schlafsack, welcher mich in den Anden und in Patagonien warm halten wird, sowie eine billige “Spielhose” mit großen Taschen für Kram (Mama würde sie hassen). Auf dem Handwerksmarkt, welcher sehr interessant und farbenfroh ist, kaufen wir ein paar kleine Geschenke zum heimschicken, nichts ahnend was uns auf der Post erwarten wird. Das geringste Übel war die Beschaffung der luftgepolsterten Umschläge an den Marktständen vor der Post. Danach betritt man die Post und wird zu Schalter und Männchen eins (von drei) geschickt, wo die zu verschickende “Ware” gewogen und begutachtet wird und man seine PASSKOPIE sowie den FINGERABRUCK abgeben muss, welche an den Umschlag getackert werden. Im nächsten Schritt geht man zu Männchen 2 (von drei - in dem Fall Frauchen) und zahlt ein überdimensioniertes Porto. Am Schalter drei (von drei) wurde das Männchen wegrationalisiert und man muss sich zwischen zwei Einwurfschächten für den richtigen entscheiden. Ein Erlebnis der besonderen Art, jawoll. Andere Länder, andere Postprozeduren.
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So angenehm die Vorzüge einer Großstadt auch sind, wir freuen uns am Tag drei wieder im Truck zu sitzen (nach einer chaotischen Beladungsaktion im Parkverbot) und Richtung Ruhe zu fahren. Paracas – erst das verschlafene Örtchen für eine Kaffeepause und dann das eigentliche Highlight, der Nationalpark, in dem wir direkt am Strand unsere Zelte im gelben Sand aufschlagen.
Am Abend gibt es Lasagne aus dem Holzkohlefeuer, Sicht auf Delfine und Robben im Sonnenuntergang und später 1 Million Sterne über uns am großen Himmelszelt. 08:00 Uhr am nächsten Morgen sitzen wir, nach einem extrem zeitigen Start in den Tag, in einem Schnellboot zu den “Islas Ballestas” – den Galapagos Inseln für arme Leute. Auf dem Weg dahin kommen wir am berühmten “Kerzenständer” vorbei, einer riesigen in den Sand geritzten Figur, welcher einen Vorgeschmack auf die Nazca Linien gibt. Die “Islas Ballestas” sind kleine karge Inseln auf denen tausende Pelikane, Kormorane, Pinguine, Seelöwen, Möwen, Krabben und Seesterne sitzen, liegen und sich trollen. Es stinkt gewaltig, aber die Tierwelt ist umwerfend. So nah haben wir keinen der Inselbewohner jemals zuvor in freier Wildbahn gesehen und Boot fahren ist ja sowieso ein Tages-Highlight für Peter. Die Gischt spritzt uns um die Ohren und King Kong (so sieht unser Bootfahrer von hinten aus) schippert uns sicher von und zurück nach Paracas.
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Während der heißesten Zeit des Tages, in der Mittagsstunde, sind wir zur Führung und Verkostung in einer Pisco (zur Erinnerung, das war der Traubenschnapps) Destillerie. Der darauffolgende Einkauf im Supermarkt wird daher (gewollt oder auch nicht) zu einer Komikveranstaltung. Die Temperaturen und die Uhrzeit waren nicht so optimal um starken Schnapps zu verkosten. Uih-Uih-Uih. Das eigentliche Tagesziel ist jedoch Huacachina (einer Oase in der Nähe von Ica), wo wir unsere Tagesrucksäcke auf sogenannte Dune-Buggies (Allrad betriebene, zehnsitzige Wüstenautos) umladen. Festgeschnallt düsen wir durch die massiven Sanddünen, als wäre es eine Achterbahn. Die höchsten Dünen werden zum Sandboarden (auf einem Surfbrett, Kopf nach vorn, Bauch auf dem Brett, den Sandhang hinunter rasen) genutzt. Nicht ganz Adrenalin-frei, aber sehr unterhaltsam.
Je näher wir Richtung Küste kommen, desto kälter wird es und desto stärker wird der Wind. Zu allem Übel macht “unser” Dune-Buggy (einer von dreien) schlapp – es ist wie verhext, das Boot im Dschungel wollte doch auch schon nicht!! Der Sonnenuntergang kommt näher und die Luft wird kühler, aber der Dune-Buggy Motor sagt überhaupt keinen Mucks mehr – große Klasse. Nach einer Stunde rumbasteln unserer Fahrer und Guides entscheidet man sich, uns alle in die verbleibenden zwei Dune-Buggies zu quetschen und dafür langsamer und minder nervenaufreibend weiter zu fahren. Unser Ziel – ein Mini-Camp am direkt am Strand – ist noch immer eine Stunde entfernt. Im Sonnenuntergang düsen wir am Strand lang und erreichen im Dunkeln unser Ziel. Es wird gegrillt und wieder gibt es Pisco – als ob die Kostproben heut nicht schon genug gewesen wären. Irgendwann wird mir die Gruppe und das Strandgelage zu wild und ich zieh mich zurück. Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen entschädigt und es geht zeitig zurück durch die “Wüste”. Wenigstens hab ich keinen Kater, jedoch sind die heutigen Sanddünen, welche für die Sandboards auserwählt werden, eindeutig zu hoch und zu steil. Die uns neu zugeteilte “Knatterkiste”, die uns zurück bringt, ist übrigens auch nicht viel besser – das Kühlwasser tropft, die Federn sind durch, so dass jede Bodenwelle direkt in die Wirbelsäule weitergeleitet wird und einige Fehlzündungen lassen die Ohren vibrieren. Da ist uns das gelbe Truckmonster schon lieber.
P1180231 Nazca, die sagenumwobenen Linien lang vergangener Hochkulturen (oder doch der Außerirdischen?) sind unser nächster Stopp. Da wir die $120 pro Person für 20 Minuten Flug allerdings nicht in unser Budget einkalkuliert haben (und die Sicherheit & Wartung der kleinen Flugkisten außerdem fraglich ist), müssen wir uns mit einem enttäuschenden Blick auf drei kleine Figuren “im Dreck” am Eingang des Nazca Nationalparks begnügen, welche schwerlich von einem ungeheuerlich wackligen, jedoch relativ kleinen Turm zu sehen sind. Mmh, blöd. An Kultur soll es in dieser extrem kargen, staubigen Landschaft dennoch nicht fehlen. Johanson, unser Guide lebt quasi für die Geschichte dieser Region. Er führt uns zu den Cantallo Aquädukten (spiralförmige, sehr tiefe Bewässerungsanlagen, welche vor 2000 Jahren erbaut wurden und sogar heute noch funktionieren und Landwirtschaft möglich machen),P1180293 zu den “Pyramiden” von Cahuachi (welche immer noch ausgegraben werden) und zu den Mumien im Chauchilla Friedhof. Einen kurzen Stopp gönnen wir uns außerdem noch an der “Cerro Blanco”, der mit 2078m höchsten Sanddüne der Welt (Im Übrigen glaube es erst nachdem ich in zwei Reiseführern und bei Google nachschaue, das Ding ist doch niemals so hoch, ja und wenn, wer um Gottes Willen braucht denn soviel Sand?). Nach schon wieder soviel Kultur und alten Steinen geht’s weiter gen Süden (Südosten) ins nächste Buschcamp.
Mit großen Schritten nähern wir uns landeinwärts den Anden und zur Akklimatisierung wird Arequipa (auf ca. 2600m) unsere nächste Station für zwei Nächte. Umgeben von drei riesigen Vulkanen (5600m – 6075m) ist diese mit weißem Vulkangestein erbaute Kolonialstadt ein echter Hingucker. Eher zum weggucken (oder weglaufen) ist allerdings unsere Unterkunft im Hostel “Wild Rover”. In einem 14-Mann-Schlafsaal (davon neun nicht zur Truck-Meute gehörig) finden wir auf Grund extrem respektloser, versoffener Party-Gören, sowie zwei Magen-Darm-Erkrankten “Mitschläfern” zwei Nächte wenig Schlaf und erst Recht keine Ruhe. Es ist zum Mäuse melken. Die Tage nutzen wir allerdings für schöne, ausgiebige Stadt- und Parkerkundungen, Marktschlendereien, einen Friseurbesuch für Peter und – das Beste – um die Ecke vom Hostel gibt es einen Dönermann – “der gute Döner machen kann”.
20 von 23 “Truckies” (inklusive uns) machen sich am frühen Morgen des 28. November 2011 auf den Weg zu einer RICHTIGEN Touri-Tour. In einem Kleinbus mit peruanischen Guide erklimmen wir die steilen Straßen um Arequipa und fahren gen Norden durch das “Reserva Nacional Salina y Aguada Blanca”. Diese beeindruckende Hochebene ist kühl, karg und salzig.
P1180489 P1180449 P1180475 P1180483 Die Lamas, Alpacas und Vicunas (alles Lamarassen, mit mehr oder weniger wertvollem Fell, unterschiedlicher Färbung und Größe) scheint dies nicht zu stören, vielleicht wird das Lama-Dasein dadurch erst recht interessant, da jeder trockene Grashalm stundenlange Suche erfordert. Am höchsten Punkt, dem Mirador mit 4910m, wird es etwas schwummrig im Kopf, auch wenn wir nur minimale Strecken zurücklegen, um glücksbringende Steintürmchen zu bauen und uns die Namen der umliegenden sieben Vulkane einzuprägen (ich hab alle Namen erfolgreich in einer meiner hintersten Hirnschubladen abgelegt, kann nur leider grad nicht zugreifen, aber bei dem Sauerstoffmangel …). Aus dem Altiplano geht es um die Mittagszeit tief in ein Tal, in welchem sich das kleine Staubstädtchen Chivay versteckt – unser heutiges Tagesziel.
P1180542Nach einer kurzen Siesta in einem ZWEIBETTZIMMER mit eigenem Bad werden wir an den heißen Quellen von Chivay abgeladen, wo wir bei 39°C Wassertemperatur vor uns hinweichen und die umliegenden Bergformationen bestaunen.  Im Lokal “El Horno” lassen wir den Abend bei Folklore und Forelle ausklingen, und weil ich so gern (nicht!!!) im Mittelpunkt stehe, werde ich von den Vortänzern natürlich vom Fressnapf weg – direkt auf die Tanzfläche gezerrt. Wie PEINLICH. Gott sei Dank dauert diese Tortur nur wenige Minuten und wenigstens trage ich zur allgemeinen Erheiterung bei, weil ich keine Ahnung habe was hier getanzt wird. Naja – sehr touristisch eben. Der eigentliche Grund unseres Ausfluges ist allerdings der zweittiefste Canyon der Welt – der Colca Canyon mit 3191m Tiefe. 05:00 Uhr am nächsten Morgen erinnert uns ein quäkender Wecker an diese Tatsache. P118059506:00 Uhr sitzen wir wieder im Bus, machen Stopp in kleinen Nestern wo wieder für uns getanzt wird, an alten Steinen, an “Kühlschrankhöhlen” (Colcas) welche am Berghang gelegen der dauerhaften Aufbewahrung von Agrikulturgütern diente und grandiosen Aussichtspunkten (die Tiefe & Weite ist selbst an der landwirtschaftlich genutzten “Mündung” des Canyons beeindruckend). 
2,5 h später erreichen wir den “Cruz del Cóndor”. Dieser Aussichtspunkt zeigt uns nicht den tiefsten Punkt des Canyons, aber dennoch beeindruckend Steilhänge und das allerbeste – mehrere Kondore, die in den Höhlen des Canyons leben. P1180615 P1180598 P1180610
Diese enormen, aasfressenden Vögel haben eine Spannweite von bis zu 3.20m, lernen das Fliegen erst mit 14 Monaten, sind die ersten 8-10 Jahre ihres Lebens braun und nehmen erst dann ihre “Bildmotiv-typische” schwarze Färbung an. 1,5 h genießen wir die Ruhe, die Tiefe des Canyons und diese majestätischen Lebewesen, bevor es die selbe Holperstraße zurück nach Chivay – und dann zurück zur Altiplano-Kreuzung (Treffpunkt mit dem Rest der Truck-Crew & umsteigen in den Truck) geht.
Die Anden haben uns nun vollends im Griff und das Buschcamp auf 4000m Höhe im strömenden Regen bei 8°C, wird zu einem der unangenehmsten auf unserem ganzen Trip. Das extrem zeitige Aufstehen gönnt uns allerdings wunderschöne Sonnenaufgänge, denn der Regen hält nie lange an. Unser Truck mag die Höhe und die Kälte übrigens nicht, er hustet immer arg beim morgendlichen anspringen. Die wunderschöne, jedoch karge Landschaft, aber auch furchtbar hässliche Städte wir Juliaca fliegen an uns vorbei. Man glaubt es kaum, aber selbst auf dieser Höhe tummeln sich Flamingos in den Seen. Am frühen Nachmittag erreichen wir Cusco – unseren Ausgangspunkt für den Inka-Trail und “Basislager” für insgesamt sieben Nächte. P1180731 Als Wiedergutmachung für unsere Terrornächte in Arequipa, bekommen wir ein Zweibettzimmer. Den Nachmittag und frühen Abend laufen wir durch die kopfsteingepflasterten Straßen dieser hübschen Stadt, welche unsere Herzen durch die 3300m Höhe schneller schlagen lässt. Wir stocken unsere Ausrüstung mit Tabletten gegen Höhenkrankheit (nur für den Fall, denn den Inka Trail macht man ja nur einmal), Müsliriegeln und langen Unterhosen auf. Am nächsten Tag schlendern wir durch die kleinen Gassen der Altstadt, Peter tauscht eines seiner mitgebrachten T-Shirts auf dem Markt gegen ein “Inka-Cola” Souvenir-T-Shirt (Inka-Cola ist ein lokales, extrem süßes Getränk in einem sehr unnatürlichen Gelbton - Peter mag es) P1180764 und ich esse den besten Lemon-Pie (Zitronenkuchen mit Baiser) in ganz Südamerika im Café “Inka-fe” (das kann ich jetzt, nach einem Testlauf durch alle besuchten Länder und mindestens 15 anderen Versuchen, eindeutig bestätigen).P1180782 Nur zwei Sachen trüben unsere Cusco-Erfahrung: 1. Ein kleiner, stinkender Straßenjunge spuckt uns am Hauptplatz (“Plaza de Armas”) des Städtchens an, während wir Eis essen und 2. dass man, vor allem in der Haupttouristenzone, PERMANENT mit Angeboten für Massagen, Restaurants und anderen Sachen genervt wird. Dafür wäre ein T-Shirt mit der Aufschrift “No, gracias!” (Nein Danke!) sehr hilfreich gewesen. Am Nachmittag lernen wir unsere drei Inka-Trail-Guides kennen, die uns mit allen notwendigen Informationen, Papierkram und Packtaschen versorgen (Limit ist 7 kg, welche von den Portern, den Trägern, auf den vier Tagen transportiert werden, damit wir nur das nötigste “Handgepäck” tragen müssen).
P1180803 P1180820 P1180801 02. Dezember 2011 – das Abenteuer Inka-Trail geht 04:30 Uhr Morgens in die erste Runde. Das versprochene Frühstück im Hotel klappt nicht ganz so gut, aber dies war auf Grund der südamerikanischen “nicht-so-ganz-Pünktlichkeit” schon einkalkuliert. 05:30 werden wir von unseren drei Guides abgeholt und in einem Kleinbus nach Ollantaytambo gekurvt, wo wir dann – natürlich für extra Geld – frühstücken können. Weiter geht’s entlang des Urubamba Flusses, die Straße wird schmaler und rumpliger. In Piscakucho (2250m hoch, auf km 82 von 112 im Urubamba-Tal Richtung Machu Picchu) ist die Gemütlichkeit dann vollends vorüber – wir schnüren unsere Säcke und Schuhe und schmieren uns dick mit Sonnencreme ein. 10:00 Uhr startet unsere Wanderung, nachdem wir die strengen Kontrollen überwunden haben, denn nur mit Pass und Inka-Trail Eintrittskarte darf man passieren – und das wird täglich kontrolliert. Der Trail ist pro Tag auf 200 Touristen und 300 Träger/Guides/Personal beschränkt. Die Gesamtstrecke unserer vier Tages Tour beträgt nur ca. 43 km, aber diese haben es in sich. Der erste Tag ist mit seinen sieben Kilometern und einem Anstieg zum Nachtlager auf nur 3100m zum Angewöhnen, aber die Wärme und die Höhe tun schon hier ihr Übriges. Verrückt sind die Porter, die Träger, welche unseren persönlichen Kram von bis zu 7 kg tragen, sowie Zelte, Schlafmatten,P1180839 Kochequipment, etc. und ein Totalgewicht von 25-29kg auf ihren Rücken geschnürt bekommen. Zweimal täglich werden wir von den “Flitzern” überholt – nach dem Frühstück und nach dem Mittagessen, wenn jeweils alles abgebaut und verstaut wurde, denn kochen und Zelte aufbauen müssen sie auch noch. Allerdings muss man es wohl so betrachten, dass dies ihr Job ist, es an Fitness nicht mangelt und wir dafür auch eine Menge Geld bezahlt haben. 
Das Essen was man uns zaubert ist einfach unglaublich, zu allen Mahlzeiten. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir am ersten Tag schon unsere Nachtcamp, werden 17:30 Uhr zur “Happy Hour” mit Tee und Keksen gebeten, um dann nach einigem Nichtstun und Berge “glotzen” gegen 19 Uhr super leckeres Abendbrot in uns rein zu stopfen und danach direkt ins Zelt zu fallen und einzuschlafen.
Tag zwei soll 06:00 Uhr losgehen, aber um 05:00 Uhr sind wir schon hellwach. Man bringt uns eine Wasserschüssel ans Zelt zur “Katzenwäsche”, sowie Koka-Tee, um die Höhenmeter besser zu ertragen. Koka-Tee und Koka-Blätter zum kauen sind generell in unserer Zeit in den Anden, aber vor allem auf dem Inka Trail, ein treuer Begleiter. Sie helfen die Sauerstoffaufnahme zu verbessern und sind in dieser Konzentration keineswegs als harte Droge zu verstehen. Für ein Gramm Kokain braucht man eine Badewanne voll Koka-Blätter und einige chemische Vorgänge. Nach einem Frühstück mit Eierkuchen und Quinoa-Zimt-Getränk wandern wir pünktlich 07:00 Uhr los, vorbei am nächsten Kontrollpunkt. Unter ehrlichem Spaß konnten wir diesen Tag aber nicht verbuchen, wir wurden echt an unsere Grenzen gebracht. Nur 9 km Weg, aber von 3100m auf 4215m (den höchsten Pass unserer Wanderung),
P1190004um danach 700 m furchtbare, kniezermürbende, geschätzte 1000 Treppen zum heutigen Nachtlager  runter zu steigen. Die positive Nachricht: 15:00 Uhr erreichen wir bereits dieses Lager, haben ein spätes Mittagessen und müssen uns außer zu den Duschen, die mit ca. 12 °C “arscheinfrostenden”, kalten Bergbachwasser betrieben werden, nicht mehr bewegen.
Tag drei beginnt 05:30 Uhr pünktlich mit dem Sonnenaufgang. Die Beine schmerzen, aber wir packen tapfer unser Zeug zusammen. Mit 16 km kommt heute die längste, aber höhenmäßig die angeblich leichteste Strecke. Es geht noch einmal auf 3950m hoch, vorbei an “alten Steinen” (Ruinen) der Inkas, die uns erklärt und gezeigt werden. Wahnsinn, entlang des gesamten Trails sind unheimlich viele Ruinen und man fragt sich ernsthaft, wie es möglich war diese zu bauen. Leider startet an diesem Tag mein neues Elend – das Essen war zwar lecker und unser Trinkwasser angeblich abgekocht, aber irgendwas muss meinen Magen-Darm-Trakt wieder aus dem Rennen genommen haben. Insofern wird dieser Tag alles andere als leicht und angenehm. P1190114 P1190119 Der letzte Anstieg (nachdem es natürlich nach dem vorhergehenden Pass wieder ordentlich runter ging) bringt uns dann nochmals auf 3700m und dann geht es 2,5 Stunden nur bergab, Stufe-um-Stufe, Trepp-um-Trepp, auch der “Gringo-Killer” genannt, zum letzten und größten Campingplatz Winay Wayna. Die Schmerzen in den Knien und Waden sind unbeschreiblich, aber wie heißt es so schön: ”Da muss der Lurch durch, wenn er ein Frosch werden will”. Unsere “Maulereien” sind allerdings “auf hohem Niveau”, denn in unserer Gruppe hatten wir den verrückten 65 jährigen Pete aus England dabei, der mit nur einer funktionstüchtigen Lunge, diese Strapazen auf sich genommen und auch das Ziel erreicht hat. Oder aber Rebecca aus Australien, die den dritten Tag mit einem umgeknickten Knöchel überstand oder Dave, aus England, der den kompletten Inka-Trail gleich mal in Badelatschen absolviert hat. Das Erlebnis Inka-Trail sowie die atemberaubende Bergwelt und Natur der Anden waren jede Minute Quälerei wert. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir nach anstrengenden 10 h Marsch endlich unser Lager. Außer mir hat es noch vier andere erwischt, sogar mit Schüttelfrost und Fieber, von dem ich diesmal zum Glück verschont bleibe. Dennoch bin ich heilfroh mich nach einem nur kleinen Abendbrot zeitig in meinen Schlafsack zu kuscheln. Peters Magenprobleme fangen zum Glück erst Morgen an und er ist (wie immer) eine riesen Stütze – psychisch als auch physisch.
Tag vier startet mit einigen Aufregern um 03:30 Uhr, also quasi mitten in der Nacht: 1. wurde des Nächtens mein kleines Trekking-Handtuch von der Leine direkt am Zelt gemopst und 2. dient das zeitige Aufstehen nicht etwa dem grandiosen Sonnenaufgang am Sonnentor mit Blick auf Machu Picchu, sondern einzig und allein dem Fakt, dass es täglich nur einen einzigen Zug für die Porter zurück an die Ausgangsstation (km 82) gibt und dieser 05:00 Uhr im Tal abfährt. Es herrscht ein fürchterlich Tohuwabohu und die 5 verfügbaren Toiletten für ca. 200 Leute sind ein Alptraum (Plumpskloartiges Loch im Boden, ohne Licht mit Exkrementen um das Loch verteilt und einem stechenden Geruch der einen die Tränen in die Augen treibt, auch wenn man nur vorbeiläuft). Das Ende vom Lied ist, dass zwar alle Porter pünktlich fertig sind und ihren Zug erreichen, aber die Wanderer – also wir – am letzten Kontrollpunkt vor dem Sonnentor ca. eine Stunde bis 05:30 Uhr rumstehen und warten, bis man sich – gemäß der Öffnungszeiten des Nationalparks – bequemt uns durch zu lassen. P1190126Während wir warten schmieden wir aus lauter Wut Pläne mal etwas deutsche Organisation und Ordnung hier rein zu bringen. Naja, wenigsten wird wirklich pünktlich 05:30 Uhr der Kontrollpunkt geöffnet und dann beginnt das “Hennen-Rennen” – aber nicht für uns. Ich fühl mich immer noch nicht gut und die Aussicht, das wunderschöne Licht, die Blumen und der im Dampf hängende Nebelwald/Regenwald sind zu schön zum einfach blind losrennen. Die letzten Kilometer gehen auch fast geradeaus und wir erreichen gegen 07:30 Uhr das Intipunku – das Sonnentor. P1190148 
Das Objekt der Begierde, der Machu Pícchu liegt bei Ankunft noch im Nebel, welcher sich innerhalb weniger Minuten auflöst und uns einen wunderschönen Blick auf dieses beeindruckende Monument ermöglicht. Wir sind weder die Einzigen, noch die Ersten, aber es ist dennoch wunderschön und belohnend nach so viel Quälerei. 09:00 Uhr sind wir dann endlich offiziell mit Eintrittskarten und einem Stempel im Pass in den Ruinen und Jimmy, unser Hauptguide, erzählt uns ca. 1,5 h lang die Geschichte der Ruinen, die in 2011 ihr “100 jähriges seit der Entdeckung” feiern. Den Wayna Picchu (den “Knubbelberg” neben den Ruinen, von dem man eine schöne Aussicht auf Machu Picchu hat) sparen wir uns, 1. weil wir völlig fertig sind, 2. weil es jetzt $45 Eintritt pro Person kostet und 3. weil ich ihn 2003 schon bestiegen habe. Den Erzählungen von Jimmy folgen wir auch nur mit einem halben Ohr, denn schlafen wäre jetzt wirklich schön, was grundsätzlich Schade ist, aber gegen seinen Körper anzukämpfen wäre unsinnig. Wir erkunden die Ruinen noch etwas, aber die Hitze hilft unseren geschändeten Körpern und der angeknacksten Gesundheit nicht unbedingt, so dass wir gegen 12 Uhr den Bus nach Aguas Calientes (Ausgangsstädtchen am Fuße des Machu Picchu) nehmen. 14:55 Uhr ist die Gruppe wieder komplett und wir fahren mit einem glasbedachten Zug (Perurail) zurück Richtung Cusco, steigen jedoch LEIDER schon nach ca. 2 Stunden Zugfahrt in Ollantytambo in unseren Bus um. P1190267 Der Großteil der Gruppe hält es für nötig sich im Zug gnadenlos zu betrinken und die Bezwingung des Trails zu feiern. Die Lautstärke ist unangemessen und die Lächerlichkeit einiger Personen sind unangenehm, aber leider nicht zu ändern. Wir genießen dennoch das “Strahlewetter” und die zum Teil schneebekuppten hohen Berge entlang der Strecke. Ein echtes Erlebnis. Im schönsten Sonnenuntergang erreichen wir die Ausläufer von Cusco und sind 19 Uhr zurück im Hotel, in dem wir die warme Dusche und das private Badezimmer unheimlich genießen und uns später einen riesigen Hamburger im irischen Pub leisten.
Den halben Nikolaustag verbringen wir mit Blut- und Stuhltests in der Clinica Suiza. Peter hat Salmonellen, ich habe irgendwelche Bakterien, die verschriebenen Antibiotika und die Rechnung von $120 pro Person (!!) sind jedoch dieselben. Da man in Peru Antibiotika ohne Rezept in der Apotheke kaufen kann, stocken wir unsere Reserven noch etwas auf – denn man weiß ja nie wann die nächste Bakterie einem das Reiseerlebnis versaut. Um wenigstens noch etwas nettes mit unserem letzten Tag in Cusco anzufangen, gehen wir ins Schokoladenmuseum und in “unser” Inka…fe Café, wo ich mir zum zweiten Mal den weltbesten Lemon Pie leiste und Peter ein saftiges Stück Schokokuchen – unsere Bakterien sollen ja schließlich nicht leben wie die Schneider in unserem Gedärmen.
Nach sieben Tagen Truckfreier Zone, ist es nun wieder an der Zeit, gleich einen ganzen Tag drin zu verbringen. Die Etappe Cusco – Puno startet wie so oft um 07:30 Uhr und führt uns zurück über das Anden-Hochplateau welches zwischen beiden Städten liegt. Puno erreichen wir 16:00 Uhr und unsere “Hotelglückssträhne” setzt sich fort – Zweibettzimmer mit eigenem Bad, ein Traum. Wir P1190353schlendern durch das kleine Städtchen, was oft als das hässliche Entlein des Titikakasees beschrieben wird. Wir finden es niedlich, jedoch relativ unspektakulär. Am nächsten Morgen werden wir von Juber, unserem Titikakasee-Guide mit Fahrrad-Rikschas (Taxi in Puno) am Hotel abgeholt und zum Hafen gerollert.  
Die Tour wird uns zu den schwimmenden Inseln und deren Bewohnern, den Uros, sowie zur Isla Amantani, wo wir bei lokalen Familien übernachten und zur Isla Taquile führen. Im Hafenmarkt kaufen wir die “Trinkgelder” für unsere Insel-Familien: Nudeln, Zucker, Trockenmilch, Stifte, Obst, etc. – alles Waren die es auf den Inseln nicht gibt, bzw. die nicht selber angebaut oder hergestellt werden können. Geld zu geben ist verboten – klar, versaut ja auch den Charakter. Unser kleiner Kutter bewegt sich mit überschallartigen 25 km/h auf dem Wasser fort, aber Zeit haben wir ja genügend und das Wetter ist beeindruckend klar und sonnig. Auf den Uros-Inseln angekommen wird uns an einem Mini-Modell gezeigt wie die Inseln und alles was darauf steht gebaut werden.
Die schwimmende Insel selbst wird ca. aller 100 Jahre neu gebaut, die Häuser und Boote allerdings schon nach drei Monaten, da das Schilf natürlich verrottet. Die Vorführung ist sehr touristisch, aber wirklich extrem niedlich gemacht. Wir kaufen ein paar Handwerksstücke, ein hübsches Wanddeckchen und eine Holzkullerkette für Peter. Außerhalb der Hauptsaison weben die Frauen oder tauschen Fisch & Handwerkskunst gegen nützliche Sachen auf dem Festland.
Drei Stunden Bootsfahrt weiter, erreichen wir die Isla Amantani, wo unsere Gruppe aufgeteilt wird und wir von unser Gastmama Serafina in Empfang genommen werden. Wir bekommen ein niedliches Zimmer mit einer Mini-Türe P1190465 (Klo ist außerhalb mit Handspülung aus Eimer, da es kein fließend Wasser gibt) und ein sehr einfaches, aber köstliches, vegetarisches Mittagessen. Die Kommunikation ist etwas schwierig, da die ältere Generation auf der Insel nur Quechua (die indigene Sprache) spricht. Die Jugend hingegen wächst zweisprachig mit Spanisch und Quechua auf. Ein kurzer Mittagsschlaf tut gut und wir sammeln Kraft für alles was noch kommt. Ein Fußballspiel mit der Dorfjugend ist angesetzt, aber auf 4000m einen Ball nachzulaufen ist nicht unbedingt die beste Idee. Für den Sonnenuntergang erklimmen wir noch fix den 4200m hohen “Pachatata” und genießen die wundervolle Aussicht und die Geschichten unseres Guides. P1190535 Er erklärt uns, dass die Inselgemeinschaft ähnlich wie vor 2000 Jahren lebt. Man hilft sich gegenseitig, lebt ausschließlich von Landwirtschaft, die Felderbewirtschaftung rotiert, die Tiere sind Gemeingut (Bewohner essen nur 1-2 Fleisch pro Jahr) und es gibt keine Kriminalität und demzufolge auch keine Polizei und keine Autos. Beeindruckend – es funktioniert und wirkt sehr harmonisch. Der Tourismus wird sehr vorsichtig und bedächtig “zelebriert”, so dass diese gut funktionierende Lebensgemeinschaft nicht darunter leidet. Zum Abendbrot treffen wir unseren Gastpapa Feliciano, der sehr gut spanisch spricht und uns das Leben auf der Insel näher bringt. Nachdem wir noch ein Schafbaby mit der Flasche füttern dürfen, werden wir von unserer “Mama” in lokale Kleidung gepackt und zur “Festhalle” gebracht. Dort wird getanzt und gelacht, aber sonderlich “alt” werden wir nicht, denn die Höhe ist immer noch sehr ermüdend.
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P1190559P1190558Nach einer regenreichen Nacht folgt ein wunderschöner klarer Morgen und Nachbars Esel weckt uns mit einem freundlichen “Iaaahhhh”. Unsere Waschschüsseln warten schon vor unserem “Zimmer mit der Minitüre” sowie ein leckeres Eierkuchenfrühstück. Unser Gastpapa hat uns noch einen herzzerreißenden Dankesbrief geschrieben und unsere Gastmama bringt uns zur Bootanlegestelle, wo wir den Rest unserer Gruppe wiedertreffen. Der Aufenthalt auf der Insel war trotz der Kürze eine der schönsten und “so mal ganz anderen” Erfahrungen. Sehr empfehlenswert.
In unserem Tuckerboot geht’s nun zur Isla Taquile. Nach nur einer Stunde erreichen wir die Nachbarinsel, die Insel der strickenden Männer. Auch hier wird die Landwirtschaft ähnlich betrieben, aber der Tourismus spielt eine weitaus größere Rolle und wir empfinden diese Insel als weniger natürlich und zu touristisch. Unser Guide erzählt allerdings unheimlich interessante Geschichten über die Entstehung des Titikakasee, der einst Teil des Pazifik war, bis sich die Platten verschoben haben. Jaques Cousteau hat hier viel geforscht, es gibt Atlantis Mythen, 80 cm große Frösche und jetzt gerade erst hat man riesige Linien (ähnlich derer von Nazca) an den Ufern des Sees entdeckt. Interessant und Mystisch! Die Rückfahrt nach Puno wird etwas wellig und windig, aber die schwarzen Wolken sind immer nur dort wo wir nicht sind und die rosa Flamingos am Ufer sind hinreißend.
Wir verbringen die Nacht in Puno, was gleichzeitig auch die letzte Nacht in Peru ist, im gleichen netten Zweibettzimmer und schmausen ein leckeres Schnitzel (auf spanisch: Milanesa). Zur gewohnten zeitigen Stunde starten wir am 10. Dezember 2011 und “trucken” entlang der schönen Uferzone des Titikakasees nach…

Bolivien 10.12.2011 – 17.12.2011
Die “Stippvisite” in dem wohl bis jetzt ärmsten und am wenigsten entwickelten Reiseland was wir besuchen ist eindeutig zu kurz, aber der Tourplan verlangt die Ankunft in Santiago de Chile für den Weihnachtsabend. Eine Woche ist jedoch keineswegs genug, um dieses interessante und auch preiswerte Reiseland ausreichend zu erkunden.
P1190620 Unser erstes Ziel in Bolivien ist La Paz. Wie eine riesige Waschschüssel voll mit bunten Häusern liegt sie im Talkessel vor uns, als wir über “El Alto”, dem höher liegenden Vorort, einfahren. Diese Stadt ist sehr beeindruckend: Auf 3660m gelegen, im Hintergrund den imposanten Mt. Illamani (6402m) zur Schau stellend und mit Straßen die für einen Gringo selbst nach dem Inka Trail immer noch viel zu steil sind. Nahe unseres Hotels, deren Zimmer sich als komplette, sehr nette 6-Mann Wohnungen entpuppen, tobt das Leben auf der Straße.
Von früh bis sehr spät wuseln abertausende Menschen, um die unzähligen Marktstände, die sich über das ganze Stadtviertel ziehen. Zwischendrin der chaotische Verkehr mit seinen Taxen und überfüllten, uralten Bussen.
Vom Schnürsenkel, über Cornflakes und Hühnerbeine bis hin zum Wischlappen ist alles erhältlich und es darf natürlich gehandelt werden. Ein weiteres Phänomen sind die Outdoor-Läden, welche zu – verglichen mit dem Original – lächerlichen Preisen “The North Face” und andere Markensachen vertreiben. Ich schlage auch zu und erstehe auf Grund der kalten Erfahrungen, eine windabweisende Softshell-Jacke mit riesen Kapuze von der oben genannte Marke für nur $50.
Den ersten Nachmittag verschwenden wir mit der Suche nach einer Wechselstube. Neun von zehn “Cambios” haben heute leider kein Geld mehr und der von uns angelaufene Geldautomat lässt kurzzeitig unser Blut gerinnen, da zwar die Karte wieder raus kommt, aber kein Bargeld. Nach einem klärenden Telefonat mit einer netten kanadischen VISA-Tante wissen wir, dass alles in Ordnung ist und auch kein Geld auf dem Konto fehlt. Später sehen wir an einem anderen Geldautomaten (wo der Bildschirm mal ordnungsgemäß sitzt), dass wir nur die falsche Option gewählt haben und unsere Transaktion abgebrochen wurde. Am Abend gibt es – wie auch die folgenden sieben Tage – eins der bolivianischen Hauptnahrungsmittel: Hühnchen mit frittierten Bananen und Kartoffeln. Die ganze “Truckgang” sitzt gemütlich beisammen in einer der Wohnungen mit Dachterrasse und mumpelt vor sich hin. Echt lecker, zumindest noch an Tag eins, zwei und drei.
Ein Großteil unserer Gruppe verbringt einen der drei Tage in La Paz auf einem Mountainbike “auf der gefährlichsten Straße der Welt” (welche heutzutage nur noch halb so gefährlich ist, da es eine neue Straße gibt, die den Verkehr auf andere Strecken umleitet), aber für die verlangten $105 pro Person sind wir zu geizig. Wir erkunden die Stadt lieber zu Fuß, wimmeln kleine Bettelkinder ab, die von ihren Eltern auf uns losgehetzt werden und sitzen zusammen mit Deko-Weihnachtsmännern in der “Kuchenstube” (Kaffeebesitzer ist aus Bayern) im feineren Teil der Stadt. 
P1190666Ein weiteres Highlight ist die vorhandene Küche in unserem Hotelapartment, wo wir “Zuhause-Makkaroni” mit Zwiebeln, Würstchen und Salamiwürfeln sowie gaaanz viel Käse simulieren. Nicht so lecker wie zuhause, aber dennoch ein Schmankerl nach so langer Zeit.
P1190696Ein grandioses Erlebnis ist das Sonntags-Frauen-Wrestling (Cholitas Wrestling) in “El Alto”, was so schlecht ist, dass es schon wieder gut wird. Dicke Männer in gelb oder alternativ rosa, eng anliegenden Kampfanzügen mit Maske kabbeln sich mit Frauen in traditioneller, bolivianischer Kleidung – natürlich mit Hut und geflochtenem Zopf. Die einheimischen jolen, grölen, feuern ihre Favoriten an und vergessen hier wahrscheinlich für eine kurze Zeit ihre Probleme. Interessant, aber einmal und nie wieder! Erwähnenswert ist vielleicht noch mein Friseurbesuch, der mir mindestens drei weitere graue Haare eingebracht hat (einmal unten gerade ab, anstatt meinen Stufenschnitt beizubehalten) und für bolivianische Verhältnisse mit $5 nicht einmal billig, aber diesen Satz verstehen wohl nur die Frauen, denn laut Peter sah ich aus “wie immer”. Dummtrottlig wie wir sind versprechen wir Cade (unserem Tourleader) am nächsten Tag den Kochgruppeneinkauf für die anderen zu erledigen, während diese ihrer Mountainbiketour frönen, ohne zu ahnen dass wir dafür drei Stunden und eine Menge Puste brauchen. Die gewünschten Waren finden sich nämlich in verschiedensten Bereichen der Marktstände, in einem Umkreis von drei km und sind großzügig verteilt, nicht zu erwähnen die Höhenmeter die dazwischen liegen. Wie komfortabel sind doch die Supermärkte der westlichen Welt, wo alle benötigten Güter auf engstem Raum in die Regale gepresst sind.
11 Stunden Truckfahrt trennen uns am 13.12.2011 von der Welt höchsten Stadt Potosí (4070m), die auch den UNESCO Weltkulturerbe-Titel inne hat. Die goldenen (oder besser gesagt silbernen) Zeiten sind hier längst vergangen und nur die wunderschönen alten, jedoch teilweise leider verfallenen Kolonialbauten erinnern an den Prunk des 18. Jahrhunderts. Damals galt Potosí als die größte und reichste Stadt Lateinamerikas, puschte die Wirtschaft der spanischen Eroberer und rühmte sich mit versilberten Straßen. Die Silbermine, in denen Millionen indigene Leute und afrikanische Sklaven zu Tode gearbeitet wurden, ist zumindest silbertechnisch versiegt. Heute arbeiten immer noch tausende Menschen in dieser Mini-Hölle, allerdings nicht mehr als Sklaven (dafür für einen Hungerslohn) und nur noch für Mineralien. Das Klima in dieser Stadt ist unangenehm, sehr kühl-feucht und das sogar im “Hochsommer”. Den Besuch der Mine verkneifen wir uns aus klaustrophobischen Gründen, allein der Gedanke an extrem tiefe, stickige, heiße und dunkle Orte jagen mir kalte Schauer über den Rücken. Wir gucken uns die Stadt lieber von den Höhen des Glockenturmes aus an, von wo wir eine gute Sicht über die Stadt und den Berg Cerro Rico haben, welcher die Mine in seinem Bauch trägt.
P1190849P1190845P1190856 P1190867 Nach weniger als 24h kehren wir Potosí den Rücken und wenden uns dem nächsten Buschcamp zu, inmitten der Hochebene, umgeben von schneebedeckten Bergen und Lamas. Mit Eintopf und Pfirsichstreusel aus dem offenen Feuer wärmen wir uns ein wenig und bestaunen zwei Regenbogen in der Abendsonne.   Was für ein tolles Fleckchen Erde, nur leider ganz schön kalt zum campen.
07:30 Uhr geht die bolivianische Hatz weiter gen Uyuni, dem Ausgangsort für die Salzwüste – Salar de Uyuni. Unserem Truck bekommen die bolivianischen Dreck-Rumpel-Straßen nicht so gut (unserem Rücken auch nicht), so dass eine der hinteren Federn den Geist aufgibt und wir (zum Glück nur) die letzten 6 km im Schneckentempo zurücklegen. 10:00 Uhr dürfen wir überpünktlich in unser hübsches Hotel einchecken, um direkt 30 Minuten später zu unserer Tagestour in die Salzwüste zu starten. Auf vier Jeeps verteilt besuchen wir zuerst den Eisenbahnfriedhof, deren Züge und Bahnstrecke in den guten alten Zeiten zum Abtransport des Salzes verwendet wurde. Heute rosten die geisterhaften Lokomotiven und Waggons vor sich hin, umgeben von einem unschönen Flattermeer aus umherfliegenden Plastiktüten soweit das Auge reicht, die vom täglichen Sturm umher geblasen werden.
In Colchani, einer kleinen salzextrahierenden Gemeinde im Osten der Wüste, zeigt man uns wenig später die mühselige Verarbeitung des weißen Goldes, was heute nicht mehr ganz so goldig ist. Die erzielten Preise sind lächerlich niedrig, vor allem in Gegenüberstellung mit der damit verbundenen, harten Arbeit zur Gewinnung. Für ein Kilo Salz erhält der arme bolivianische “Salzmann” ein Boliviano (Umrechnung $1 = 7 Bolivianos), vom Großabnehmer noch mieser mit 12 Bolivianos für 50 kg Salz. Den einzigen Nachteil des Wüstensalzes: kein Jod, dafür fehlt hier eindeutig das Meer.
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Danach wird es richtig interessant, wir fahren nun ernsthaft in die Salzwüste, die mehr einem Salzsee gleicht, da es erst kürzlich geregnet hat. Die ersten Salzhäufchen strahlen uns weiß-blau entgegen und lassen die Umgebung unwirklich und “maulwurfig” erscheinen. Die Häufchen werden von den salzabbauenden Familien angehäufelt, um dem Salz das Wasser zu entziehen und den Transport in die Häuser zur Weiterverarbeitung zu erleichtern. Wir laufen auf dem Salz und Wasser rum und machen uns mit der unwirklichen Umgebung vertraut. Dieser Bereich ist natürlich begrenzt, der riesige Rest der Salar de Uyuni wird zum Glück geschützt. In den folgenden zwei Stunden geht es mit den Jeeps durch hochspritzendes, knöcheltiefes Wasser, über eindeutig sichtbare Salzwaben, am Horizont flimmernde Berge, Vulkane und “Inseln” (insgesamt 32)  durch diese weltfremde Landschaft. Die Wirklichkeit verschmilzt mit dem Spiegelbild, es gibt kein Anfang und kein Ende und die Sonne brennt erbarmungslos. Einmalig!
Kurz vor Erreichen der Isla Incahuasi verschluckt sich unser Jeep und bleibt gluckernd stehen. Nicht schon wieder KAPUTTO!? Glücklicherweise ist er nach fünf Minuten und ein bisschen Süßwasser wieder einsatzbereit. Durch das Wasser und die sehr salzige Luft war der Kühler verkrustet und deshalb der Motor überhitzt. An der Insel, die einst ein Korallenriff in einem riesigen Salzsee war und heute mit riesigen Kakteen bewachsen ist, bekommen wir ein leckeres Mittagessen. Gestärkt erklimmen wir die 200m und werden mit einem Rundumblick, Traumwetter und weißer, sich spiegelnder Mondlandschaft soweit das Auge reicht belohnt. Beeindruckend! Die Abfahrt am Nachmittag verzögert sich ein wenig, da unser Jeep doch noch ein bisschen “kaputto” zu sein scheint, aber ein bissl anschieben hilft immer. P1200059 Freundlich surrend düsen wir gen “Salt Hotel”, was heute zum Glück nur noch Fotoobjekt ist und aus Umweltgründen (Abwasser und Müll) geschlossen wurde. Im wunderschönen Abendlicht versuchen wir uns an Klischee-Salzwüstenbildern (z.B. große Schuhe, kleiner Mann), aber ganz so einfach ist es nicht und wir geben nach unzähligen Versuchen (vor und zurück & unheimlich viel Salzkrümel an den Sachen) auf. Eigentlich sind es doch wenigstens ein paar schöne Bilder geworden. P1200086 P1200096 P1200103 Gegen 19:15 Uhr sind wir ganz schön knülle zurück im Hotel, nachdem uns ein wunderschöner, rot glühender Sonnenuntergang die “Plastetütenwelt” um Uyuni in einem anderen, “schönen” Licht gezeigt hat. Nach einer billigen Suppe im Restaurant der Wahl ums Eck, fallen wir in das schönste und größte Bett was uns in ganz Südamerika begegnete und schlafen den Schlaf der “Gehetzten”.
Den letzten Tag in Bolivien, unseren 6. Jahrestag starten wir mit einem nicht ganz billigen aber perfekten Riesen-lecker-amerikanisch-bolivianischen Frühstück (der Besitzer des Hotels kommt aus Boston und eine Unterbrechung des sonstigen Marmelade-ein Brötchen-ein Kaffee Frühstück tut gut). Außer der spannenden Landschaft gen Süden, bringt dieser Tag allerdings wenig Spannung, sondern nur 10h im-Truck-sitzen, die heute unglaublich lang werden. “Schon” 19 Uhr reiten wir im Buschcamp ein, wo gerade ein Gewitter tobt und die Blitze unangenehm nah einschlagen.
P1200165 P1200175 Die gute Nachricht – am nächsten Morgen sind es nur noch 30 Minuten Fahrt bis zur argentinischen Grenze.

Argentinien und Chile – 17.12.2011 – 03.02.2012
Diese zwei Länder unter einem Abschnitt zusammen zu fassen, ist der Tatsache geschuldet, dass wir im Zick-Zack zwischen beiden Ländern gereist sind und nun insgesamt 18 Stempel (da Einreise und Ausreise in beiden Ländern mit einem Stempel besiegelt werden) von diesen Ländern unsere Pässe füllen. Den Löwenanteil dieser doch beachtlich langen Zeit verbrachten wir allerdings im wunderschönen Argentinien.
Drei Stunden kostet uns der Grenzübertritt zurück in die fortschrittliche Zivilisation, was man deutlich an den strengen Gepäckkontrollen merkt. ALLES muss aus dem Truck raus, keine Lebensmittel dürfen eingeführt werden und ein niedlicher Drogenhund darf alles mal beschnüffeln – selbst innerhalb des Trucks. Hinter der bolivianisch-argentinischen Grenze stellt man wenig Veränderungen fest, es ist immer noch relativ staubig und ärmlich. Je näher wir Salta kommen – unserem ersten Ziel in Argentinien – desto grüner wird die Landschaft und wir gehen nach fast drei Wochen auf extremer Höhe auf angenehme 1000 Höhenmeter runter. Der angesteuerte Zeltplatz hat einen völlig überdimensionierten Pool (ca. 200 x 100 m) und somit viele laute, argentinische Kinder, aber dafür warme Duschen. Am Abend wird die schlechte Laune auf Grund zweier nicht funktionierender Geldautomaten und der allgemeinen, unangenehmen Hektik eines Gruppenausfluges ins Restaurant durch unser erstes, waschechtes argentinisches Steak wett gemacht. Wir haben noch nie so ein saftiges, schmackhaftes Stück Kuh gegessen, werden es aber in den nächsten Wochen noch des Öfteren tun.
Der folgenden Tag bringt uns schon die nächste sehr typische argentinische Aktivität: ein Ausflug auf eine nahegelegene Estancia (www.sayta.com.ar), auf der wir Rotwein und das bisher beste Barbecue unseres Lebens erhalten und einen drei stündigen Ausflug zu Pferde unternehmen. Allerdings müssen wir im Nachhinein feststellen, dass es sich so “vollgefressen” nicht so gut reitet, vor allem wenn man wie mein Pferd immer vorn dabei sein will und 80% im Trab absolviert.
P1200210 Das gab ordentliches Magenrumpeln. Peters Pferd hingegen ist bei jedem Stopp in einen Dämmerzustand verfallen. Ab und an stolperte es ganz heftig und einmal landete es sogar auf seinen Knien und Peter rollte galant über den Hals des Pferdes ab. Urkomisch – zum Glück ist weder dem Pferd, noch Peter was passiert. Die grüne Landschaft, die Blumen, die gepflegten Grundstücke und die angenehme Wärme sind eine Wohltat nach den kühlen und karsten Tagen in der Andenwelt.
In der hübschen Stadt Salta laufen wir wie immer sehr viel, lassen uns für einen Kaffee und das erste kabellose Internet in einem Café nieder und Peter besorgt endlich Alleskleber, um seine Sonnenbrille zu reparieren. Wenig später stellt er allerdings fest, das der zu reparierende Bügel der Brille in den Untiefen unseres Gepäcklockers im Truck verschütt gegangen ist. Als alter Ossi ist er jedoch nicht auf den Kopf gefallen und schnitzt sich kurzerhand einen neuen Brillenbügel aus einem kleinen Zweig, den der Alleskleber natürlich auch kleben kann. So eine coole Sonnenbrille hat sonst keiner!
Nach einem halben Tag Stadterkundung geht es zum “geliebten” Kochgruppenshopping, diesmal allerdings in dem wohl größten Supermarkt, den wir bis jetzt in Südamerika zu Gesicht bekommen. Ohje – soviel Auswahl und soviel Überfluss – willkommen zurück in der “westlichen” Welt! Ziel zwei Argentinien ist das Weinstädtchen Cafayette, welches von unzähligen Weingütern umgeben ist und mit preiswertem, leckeren Rotwein aufwartet. Kurz unterbrochen wurde unser kurzer drei-Stunden-Trucktag übrigens noch am “Garganta del Diablo” (Teufelsschlund), einer riesigen, zu erkletternden Felsspalte, aber ein nahendes Gewitter beendet diese Entdeckungstour abrupt.
Cafayette ist ein süßes, verschlafenes Örtchen mit langer Siesta der ortsansässigen Läden und Restaurants und einem typischen Marktplatz, auf dem man wunderbar sitzen und Leute beobachten kann, während man Eis isst. Auch die Tapas in der nahe gelegenen, schattigen Hinterhofkneipe sind ein Hochgenuss. Einige aus unsere Meute leihen sich Tandems und Tricycles (Fahrrad wo drei treten), womit die Weingüter zur Verkostung angesteuert werden. Nicht mehr ganz so nüchtern treffen wir die Ganoven später und erfahren, dass unser Cade seinen zweiten Selbstverstümmelungsversuch erfolgreich absolviert hat. An einer Kreuzung sind die Chaoten mit dem Tricycle in ein langsam anrollendes Auto gefahren und Cade hat sich die Antenne des Fahrzeuges in seinen Oberarm gespießt. Wäre alles nicht so wild gewesen, aber es hat eine Vene getroffen und die versorgenden Ärzte im Krankenhaus waren nicht ganz so kompetent, so dass er am Abend Blutungen und ein Blutgerinnsel im Oberarm hatte und noch mal zur Notaufnahme musste. Das Cade noch lebt ist ein echtes Wunder, denn schon als Guide in seinen drei Jahren in Afrika hatte er unter anderem vier mal Malaria und außerdem einen geplatzten Blinddarm. Mann, Mann! So fahren wir am nächsten Tag gegen Mittag erst einmal ohne Cade weiter, der zur Beobachtung im Krankenhaus behalten wird.
Wir rammeln bis 19:00 Uhr durch, die Wärme über die wir uns anfangs so gefreut haben, entwickelt sich nun südwärts langsam zur heißen Qual. Unser Buschcamp ist ein Stück Dreck zwischen DORNEN-Büschen am Straßenrand und einer Million kleinen Fliegen, die zwar nicht stechen, aber ungemein nerven. Nach der kalt-nassen Nacht in den Anden, ist dies Nummer zwei der wohl schlimmsten Buschcamps. Bei 39 °C Nachttemperatur und einem elend harten, trockenem Erdboden der die Hitze von unten noch verstärkt, ist an Schlaf im “Mikrowellenzelt” (obwohl nur das Innenzelt, also Moskitonetz aufgebaut ist) kaum zu denken. Gruselig! Nichts wie weg am nächsten Morgen – alle sind 06:50 Uhr, weit vor der geplanten Zeit bereit zur Abfahrt.
Mendoza, mit seinem in meinen Augen unmöglichen Walmart, in dem wir die Zutaten für das deutsche Weihnachtsessen (Kartoffelsalat, Elefantenpopel = Bulettchen und Wiener Würstchen) kaufen ist unser Stopp Nummer drei in Argentinien. Ich grummel hier vorerst bissl vor mich hin, weil meine Kreditkarte beim Einkaufen auf Grund fehlender, mitzuführender Identifikation (Pass o.ä.) nicht akzeptiert wird, der Bankomat im Walmart kein Bargeld in sich trägt und der Kochvorgang auf dem Zeltplatz sich unheimlich hinzieht. Zum Glück schmeckt es allen, sogar uns beiden, die wahrlich bessere Weihnachtsessen zu Hause erlebt haben und meine Laune hebt sich wieder gen 100. Nach der letzten Nacht ist dieser Zeltplatz ein wahrer Traum (zumindest in der ersten Nacht), mit warmer Dusche und schattigen Zeltplätzen auf Rasen. Toll!
P1200350 Unser Stopp in Mendoza ist für neun Leute aus unserer Truckherde die letzte Station vor Santiago de Chile. Deshalb verbringen wir den halben nächsten Tag damit den gesamten Truck, Kochgeschirr, Stühle, Gepäcklocker, etc. zu reinigen sowie die Zelte für die “Aussteiger” zu schrubben, damit die “Einsteiger” in Santiago sauberes Equipment vorfinden. Ungelogen, diese Reinigungsaktion war wirklich spaßig und zur Belohnung blinkt alles schön sauber. Den Nachmittag schlendern wir durch das wunderschön grüne Mendoza, dessen Flair sehr westlich wirkt und sich auch im Preisniveau widerspiegelt. Ein Kaffee kostet genauso viel wie daheim. Leider geht es mir ab hier wieder mal merklich schlechter, erste Grippesymptome und eine weitere Darmverstimmung, wenn auch nicht ganz so wild. Die zweite Nacht auf unserem Zeltplatz wird nicht ganz so angenehm, da um uns rum von 22:00 Uhr bis 05:00 Uhr früh (pünktlich zum Aufstehen) zwei Freiluftdiskos toben. Die Musikauswahl ist tanztechnisch sehr gut, aber kaum einer findet in dieser Nacht Schlaf, meine Grippesymptome werden jetzt noch von einem startenden, starken Reizhusten begleitet und die Laune der Truppe ist am nächsten Morgen entsprechend. Fröhliche Weihnachten – denn dies ist der Morgen des 24.12.2011, aber da unsere Leute alle aus dem englischsprachigen Raum kommen und Weihnachten am Morgen des 25. Dezember zelebrieren, bzw. zwei überhaupt kein Weihnachten feiern (indische Kultur), sind wir die Einzigen für die das zählt. 06:00 Uhr starten wir unsere große Etappe gen Chile, der gelbe Truck kämpft sich langsam durch die Menge an partyverrückten Jugendlichen vor dem Zeltplatz, die sich jetzt erst auf den Heimweg machen.
Gegen 10:30 Uhr erreichen wir die chilenische Grenze, an der wir – wie diesmal jedoch erwartet – alle übriggebliebenen Lebensmittel abgeben und jedes einzelne Gepäckstück zum scannen aus dem Truck wuchten müssen. Der Bergpass den wir danach fahren ist atemberaubend und erstaunlicherweise sieht man so einige Skilifte.
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Zu gerne würden wir hier nochmal im Winter herkommen, um die Schneebedingungen zu testen. 15:30 Uhr sind wir endlich am Ziel, in der “Casa Roja”, einem schicken Hostel, in einer Stuck-übersäten Villa mit riesenhohen Räumen und einem Poolgarten. Hier stört es uns auch kaum, dass wir das Zimmer mit 12 anderen teilen, da die Räume schön groß sind und wir alle “Mitschläfer” kennen. Was mich schon mehr stört, ist mein abnehmender Gesundheitszustand. Es nervt einfach nur noch krank zu sein und es passt schon gar nicht fürs Reisen und für Weihnachten! Wir rufen noch schnell “alle” Eltern an (nur noch vier Stunden Zeitverschiebung helfen da enorm, doch leider sind Oma und Opa schon nach Hause gefahren) und verbringen unseren Weihnachtsabend im Hostel-Garten mit Pizza am Pool, von dem ich mich schnell verabschiede um mich im Bett auszukurieren.
Peters Geburtstag und die Weihnachtsfeier am 25. Dezember starten gegen neun Uhr mit Bescherung unter Palmen und einem reichhaltigen Frühstück. Cade (unser Guide) und Benny (unser Fahrer) haben sich als Weihnachtsmann und Weihnachtsbaum verkleidet, sehr lustig. Die Kerzen auf Peters Geburtstagskuchen sind “magic” und lassen sich nicht ausblasen, die Flamme entzündet sich immer wieder neu, sehr zum Spaß aller Beteiligten. P1200395 P1200406 Nach der Bescherung ziehe ich mich ins Bett zurück, Schüttelfrost und Fieber ruinieren mein Weihnachtserlebnis ungemein. Peter und der Rest unserer Crew, plus unsere neun Zusteiger verbringen den Tag am Pool mit viel Bier. 15:00 Uhr gibt es Weihnachtsessen, gekocht vom Hostel und unheimlich lecker. Peter isst meine zweite Portion mit, da sich mein Appetit leider in Grenzen hält und bringt mir später Eis ans Bett (den Nachtisch den ich verpasst habe). So ein Schatz!! Den Arzt sparen wir uns fürs erste, denn zu Weihnachten ist außer der Notaufnahme sowieso keiner verfügbar.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag sind alle – inklusive meinem Geburtstagskind etwas angeschlagen, denn die Nacht war kurz und die Getränke reichlich. Glücklicherweise ist in Chile der 26. Dezember kein Feiertag und die Wäscherei, die wir nach drei Wochen angestautem Wäscheberg dringend benötigen, hat offen. Der Versuch einer vier stündigen “Santiago-Walking-Tour” scheitert für uns nach nur 45 Minuten: Es ist sehr interessant, aber 37°C Außentemperatur und 39°C Innentemperatur meines Körpers passen nicht recht zu kulturellen Ausflügen. Wir ruhen uns in der Innenstadt im Schatten etwas aus und beobachten Menschen und schleichen dann direkt zurück ins Hotel. Schade, denn die Stadt wirkt unheimlich schön und interessant. Zum Abendbrot gibt’s von Peter verordnetes “Gesundheitsessen”: Hühnerbrühe mit Reis und einen ganzen Liter Ingwer-Zitronen-Honig-Tee. Na wenn das nicht hilft?!
Unsere neun Zusteiger in Santiago steigern den Altersdurchschnitt extrem, denn sechs davon (alle aus England) sind 45+, vier davon sogar 60+. Nicht schlecht. Der Trucktag am 27. Dezember – dem offiziellen Start der zweiten Etappe unserer Tour – wird ein langer. 07:00 Uhr bis 18:00 Uhr fahren, fahren, fahren. In meinem Grippe-Fieber-Husten Delirium macht das noch weniger Spaß als sonst. Die Ankunft in Pucón, am wunderschönen Lago Villarrica verspricht allerdings einiges. Es sieht überhaupt nicht mehr aus wie in Südamerika, sondern mehr wie eine Mischung aus Lake Tahoe (Californien, USA), Banff (Alberta, Kanada) und Gardasee (Italien), jedoch mit schneebedecktem Vulkan im Hintergrund. Wunderschön! P1200445Die Schönheit hat allerdings auch seinen Preis und Pucón gilt als zweitteuerste Stadt nach Santiago de Chile und zieht die chilenische High-Society sowie einige, unter anderem deutsche Auswanderer an. Außer bissl rumlaufen und ansonsten rumliegen passiert mit uns nicht viel, da es mir immer noch Elend geht.  Die angebotenen Aktivitäten wie Vulkanbesteigung und Hochseilgarten fallen da von vornherein schon aus.
Nach einem unglaublichen Frühstück mit knusprigem Vollkornbrot P1200453von der Bäckerei “Rostock” und einer Kirschsaftschorle (beides Sachen die man sonst nirgends, nicht mal in Kanada kaufen kann), entscheiden wir uns für einen weiteren Arztbesuch.  Im Biergarten um die Ecke, welcher zwei deutschen Auswanderern gehört, vermittelt man uns an einen deutschsprachigen Arzt, der mich auch direkt dran nimmt. Außer einem grippalen Infekt und einer Magen-Darm-Infektion stellt er zum Glück nichts fest und gibt mir einen Großteil der Medikamente gleich kostenfrei mit auf den Weg. Keine Antibiotika, Gott sei Dank! Ich kann das Zeug nicht mehr sehen.
Am vorletzten Tag des alten Jahres geht es zurück nach “Argi”, wie wir Argentinien liebevoll nennen. Die zehn Stunden Fahrt sind heut nicht ganz so wild, denn die berühmte Landschaft der sieben Seen, sowie der Vulkan Lanin (3776 m) strahlen im schönsten Sonnenschein am Wegesrand und sogar die argentinischen Grenzbeamten sind so entspannt, dass sie weder den Truck kontrollieren, noch unser Gepäck sehen wollen. Unser nächster Campingplatz liegt etwas außerhalb von Bariloche und ist sehr idyllisch und schattig direkt am Seeufer des Lago Nahuel Huapi gelegen. Das nette Städtchen Bariloche erkunden wir am 31.12.2011 und stellen fest, dass es sehr touristisch ist (beispielsweise gibt es FÜNF Schokoladenläden auf der Haupstraße). Da man uns weder für die Hin- noch für die Rückfahrt vom und zum Zeltplatz Bustickets verkaufen kann, fragen wir im Bus nette lokale Leute, die uns ihre fortschrittlichen Magnetlesekarten (aufladbare Tickets) leihen und wir ihnen dafür Bargeld geben. Später  bin ich mal wieder mit Kochgruppe dran und zaubere mit meinen “Mitkochern” leckere Salate für den Silvesterabend. Groß nach Party ist uns beiden allerdings nicht. Wir rufen zum deutschen Neujahr zu Hause an, trinken ein Bier und ziehen uns 23:50 Uhr zurück in unser Zelt, um der betrunkenen Meute zu entfliehen und mit einer Piccolo-Flasche auf 2012 anzustoßen. 00:15 Uhr sind wir dann auch schon eingeschlafen. Prosit Neujahr, auf mehr Gesundheit und fröhliches Reisen!
Guten Morgen 2012! Mit strahlender Sonne begrüßt uns das neue Jahr und im Gegensatz zu den anderen haben wir keinen Kater und können voll durchstarten da es uns heute beiden ganz gut geht. So stiefeln wir in unseren Badelatschen los in Richtung Nahuel Huapi Nationalpark (fünf km Marsch), wo wir uns Fahrräder ausleihen (furchtbare Drahtesel). Den 25 km Rundweg um Seen und Berge des Nationalparks radeln wir ruhig und gemütlich und einige der Anstiege schiebe ich auch – so fit bin ich dann doch noch nicht. Die Landschaft ist unwirklich schön: Azurblaues Seewasser, gigantische Aussichten, traumhafte Blümchen und Berge. Das berühmte Llao Llao Hotel mit seinem einmaligen Golfplatz strahlt uns am Ende unserer Tour protzig an. Am Wegesrand finden wir nach einigem Suchen dann auch noch eine schattige Kneipe die den 01. Januar nicht zum Feiertag erkoren hat und gönnen uns ein wohlverdientes kaltes Getränk und einen Apfelstrudel.
Am späten Nachmittag schlappen wir zufrieden, aber vom vielen bergauf-bergab ziemlich knülle zurück zum Zeltplatz, wo das Abendbrot auch schon fast fertig ist.
P1200688 Nach dem kurzen Zick nach “Argi”, fahren wir am 02.01.2012 im Zack zurück nach Chile. Zwei Nächte in der Nähe vom Städtchen Futaleufú (auch Futla genannt) mit Wildwasserrafting in den angeblich weltberühmten, stürmischen Fluten des Futaleufú Flusses. Da auf unserem Eco-Campingplatz eigentlich campen vorgesehen war, überrascht es uns um so mehr, dass wir die niedlichen Holzkabinen mit Küche und Bad nutzen dürfen.
Super so ein Bett nach einer Woche Campingmatratze. Mein Vorhaben das neue Jahr gesund zu starten, wird in der Nacht mit einem beginnenden Rotznase gebremst. Das Wildwasserrafting ist aber sowieso nichts für uns, schon gar nicht in Kategorie fünf und für $150 pro Person. Wir gehen lieber spazieren, genießen die Ruhe, die Natur und die Zeit zum schlafen und lesen. Die einzige Plage an dem diesem tollen Ort sind die Bremsen, die einen am Flussufer bald auffressen, aber wir schlagen zurück und vernichten einiger dieser Ungeheuer. Warum müssen einem die Insekten so oft die schöne Stimmung versauen? Egal ob es die Moskitos im Dschungel, die Bettwanzen im Hostel, die besagten Bremsen am Wasser oder einfach nur Fliegen sind die sich aufs Essen setzen – unnützes Viehzeug! Nun ja, irgendeine Funktion werden die schon auf dieser Welt haben und wenn es Vogelfutter ist.
Die nächste Etappe ist ein ganz schöner Ritt, im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Straße ist nicht asphaltiert und sehr “schlaglochhaltig” – uih-uih das schüttelt uns gewaltig durch und wir atmen viel Staub. In Puerto Puyuhuapi, einer kleinen Gemeinde an vorgelagerten Fjorden, welche 1935 von vier deutschen Einwanderern gegründet wurde, machen wir einen Keks- und Klostopp. Sehr hübsches Plätzchen Erde und ungefähr so stellen wir uns die Fjordwelt in Norwegen vor, die wir leider noch nicht gesehen haben.
P1200830 P1200848 Gleich um die Ecke liegt der Queulat Nationalpark mit seinem “Ventisquero Colgante”, einem blauschimmernden, hängenden Gletscher den wir zur Mittagszeit erreichen. Nach einem stärkenden Lunch raffen wir uns für den 3 km Wanderweg auf, der uns näher an den Gletscher bringt. Es ist beeindruckend wie Menschenleer, “urwaldig” bewachsen und wunderschön es hier ist. Wie bei dieser Wärme soviel Eis über Jahrtausende am Berg hängenbleiben kann, ist uns allerdings ein Rätsel. Im Übrigen werden wir auch hier wieder von unseren stechenden “Freunden”, den Bremsen attackiert. Grummel! Eine kühle Bergwasserdusche und “Thunfischschnitzel” runden diesen Tag ab und wir gehen wie so meist mit dem Sonnenuntergang ins Bett.
Zwei volle Trucktage liegen nun vor uns, die nur mit Supermarkt-Mittags-Stopps und Klopausen unterbrochen werden. P1200938 Über Coyhaique und Balmaceda geht es ein weiteres Mal über die Grenze nach “Argi”. An diesem Grenzübergang sind wir in der reinsten Pampa und es stürmt uns den Dreck um die Ohren. Dafür geht aber das Computersystem der argentinischen Beamten nicht, somit gilt unsere Excel-Liste als Referenz und “Freund Blase” hinterm Schalter stempelt wie ein Drittklässler. Es ist zum Schreien komisch, aber wir reißen uns vor den Autoritäten natürlich zusammen. Unser Buschcamp an diesem Abend ist ein Dreckplatz in der Pampa und es windet immer noch gewaltig.
Pünktlich 07:30 Uhr rollen wir weiter über schrecklich buckelige Straßen ohne Asphaltdecke, die unserem gelben Trucki nicht gut tun. Unterwegs schnappen wir im Nichts den argentinischen Lehrer Marcello auf, der an seinem zweiten Urlaubstag mit seiner Familie in der Pampa stehen geblieben ist und uns für ein benötigtes Ersatzteil bis in die nächste Stadt (Perito Moreno) begleitet. Der ACA (argentinischer ADAC) ist eben nicht überall verfügbar, genauso wenig wie Handyempfang. Die Carretera Austral, auf der wir uns schon seit Tagen gen Süden bewegen zieht sich heute unendlich. Nach geschlagenen 13 Stunden Fahrt, dem wohl längsten Trucktag der gesamten Tour, erreichen wir unser Ziel: El Chaltén, bekannt als Patagoniens Trekking-Hauptstadt am schneebedeckten Berg “Cerro Fitz Roy” (3441 m). Im Hostel liegen meine Nerven erst einmal etwas blank, da wir nicht mit unseren Leuten ins Zimmer kommen, sondern ein Vierbett-Zimmer mit fremden teilen müssen, weil das Hostel die Buchung verwurschtelt hat. P1200948 Na Prima! Jedoch merkt man an solchen Sachen, dass wir eben immer noch in Südamerika sind, auch wenn unsere Umgebung (und die Preise) mehr an die Dolomiten erinnert. Dennoch wird es mal wieder Zeit für ein deftiges argentinisches Steak, welches wir uns am Abend leisten. Mmmh lecker – nicht so gut wie in Salta, aber dennoch tausend mal besser als das gewohnte “Lederschuhfleisch”.
Mit dem Wetter haben wir auch hier wieder “allererste Sahne”. Der immer wehende, kühle und sehr starke Patagonia-Wind ist zwar da, aber die Sonne strahlt vom Himmel. Da mein Schnupfen sich nun in eine Nasennebenhöhlenentzündung gewandelt hat und mir Kopf- und Zahnschmerzen bereitet, trauen wir uns die neun Stunden Wanderung zum Fitz Roy nicht, sondern laufen zur Laguna Torres und sind nur ca. sechs Stunden unterwegs. Die Natur und Vegetation auf diesem relativ überschaubaren Wanderweg ändert sich halbstündlich und ist unheimlich beeindruckend. Von Wald, über Flussdelta und Schotterfeld ist alles dabei. Der Blick auf den Gletscher, Gletschersee und den Berg “Cerro Torres” (3128 m) sind frei (was wir später erfahren nicht ganz selbstverständlich ist, da oft Wolken davor hängen) und wir mampfen unsere mitgebrachten Sandwich mit Traumausblick. Was für ein toller Tag in einer unglaublichen Landschaft. P1200969 P1200985 El Chaltén ist unbedingt eine Reise wert und man könnte ohne Probleme eine Woche zubringen mit all den Wanderwegen, Bergen und Gletschern.
Nach dem Mittag am folgenden Tag geht es leider schon weiter nach El Calafate, dem Ausgangsort zum Perito Moreno Gletscher im Glacier Nationalpark. Unser Hostel am Stadtrand (Hostel del Glacier Pioneros) ist eines der schönsten und durchdachtesten Unterkünfte auf unserer gesamten Tour. Von dort sind es ca. zehn Minuten Fußweg in die extrem touristisch ausgelegte Hauptstraße der Stadt. Wir schlendern umher und gucken uns nur die Schaufenster an, da wir unsere Rucksäcke nicht mit unnötigem Plunder füllen wollen. Die großzügig angelegte Küche im Hostel nutzen wir um mal wieder selber zu kochen und Peter zwingt mich später zum inhalieren – und siehe da, es hilft. (Peter: “Hab ich doch gleich gesagt!”)
Tag zwei in El Calafate widmen wir ausgiebig der Natur. Wir besuchen das Glacier Nationalpark Büro was Auskunft zur Geschichte Patagoniens gibt, wandern entlang des “Lago Argentina” Seeufer (größter Süßwassersee Argentiniens) und schauen lebenslustigen Pferden zu, die dort weiden und herumtollen. Später besuchen wir die “Laguna Nimez”, wo wir auf einem angelegten Rundweg viel über lokale Vögel wie den Flamingo, die Blauschnabelente, den Ibis und unzählige andere erfahren und diese auch live beobachten können. Selbst für uns, als nicht große Vogelliebhaber, war dies sehr interessant. Den Rest des Tages verbringen wir mit Siesta, Softeis essen und Nichtstun.
Dem Perito Moreno Gletscher, einer der größten der Welt (60 m hoch, 35 km lang und 5 km weit), welcher noch dazu täglich bis zu 2 m wächst, anstatt wie andere Gletscher zu schrumpfen, statten wir an Tag drei einen Besuch ab. Auf dem Weg in den “Parque Nacional los Glaciares” zeigt sich links und rechts der Straße viel karges Land, auf dem dennoch Schafzucht betrieben wird. Die Farmen, sogenannte Estancias, sind allerdings auf Grund des knappen Nahrungsangebotes für die Tiere enorm weitläufig und bieten meist auch Unterkünfte und Ausflüge zu Pferd für Touristen an. An einer dieser Estancias machen wir Halt und genießen die Aussicht und die Tiere. Pferde, Ziegen, Schafe und eine Lamadame namens Flora, die ordentlich spuckt, wenn man ihr zu nahe kommt. Im Nationalpark angekommen, laufen wir am Gletschersee entlang und entern (nein, nicht kentern) ein Boot, was uns ganz nahe an die Südseite des Gletschers bringt. Dieses Hochhaus aus blauem, zackigen Eis ist trotz des enormen Touristenandrangs sehr spektakulär. Einen noch besseren Blick haben wir wenig später von den angelegten Plattformen vor der Front des Gletschers, von wo aus man den gesamten Gletscher überblicken kann. So sitzen wir über zwei Stunden und schauen dem Treiben zu, denn aller paar Minuten bricht ein mehr oder minder großes Stück ab und platscht mit einem lauten “Krawumm” ins azurblaue Wasser.
Die Rückfahrt vom Gletscher entlang des Lago Argentina ist mindestens genauso schön, nur dass nun die halbe Busladung schläft.
“Der frühe Vogel fängt nicht den Wurm, sondern kann uns mal” denken wir uns am nächsten Morgen, da die Abfahrt zu einer “unchristlichen” Zeit (06:30 Uhr) angesetzt ist. Eine weitere Grenzüberquerung nach Chile steht an. Unser neu erstandener Papierclip, mit dem wir die noch unbenutzten Seiten des Passes zusammenklippen und übermotivierte Grenzbeamte daran hindern ständig neue Seiten mit ihren Stempeln zu beschmutzen (was sehr gern getan wird, am besten in die Mitte der Seite), macht sich von nun an extrem bewährt. Da werden bis zu sechs Stempel auf eine Seite gezwängt, große Klasse und das für nur $0,15. In Puerto Natales, dem Tor zum “Torres del Paine Nationalpark” angekommen, muss sich Cade (unser Guide) erst einmal versichern, was für uns möglich ist und was nicht. Sehr zu unserem Unglück hat nämlich eine israelische Jugendgruppe den Nationalpark beim campen vor ungefähr einer Woche in Brand gesetzt. Feuer (angebranntes Klopapier) und der starke Wind Patagoniens ergibt eine extrem entzündliche Mischung. Schon 2005 wurden in ähnlicher Kombination 10% des Parks abgefackelt. Der Bericht von weinenden Parkrangern und soviel Touri-Blödheit sind herzzerreißend. Die berühmte “W”-Wanderung ist deshalb leider gesperrt und nur ein einziger Wanderweg im Osten des Parks (“Towerwalk”) ist offen. Ne, Danke, denn dort tummeln sich bestimmt nun alle Touristen, die den Park trotzdem besuchen wollen. Die Hälfte unserer Truppe leiht sich dennoch leichte Trekking-Zelte (die Wanderung beinhaltet eine Übernachtung am Gipfel), um am nächsten Morgen aufzubrechen. Nachdem unsere Kochgruppen ihre Einkäufe in Puerto Natales getätigt haben, truckern wir zu “unserer” Estancia “Vista Paine” im kleinen Dorf Rio Serrano am südlichen Eingang des Parks. Die Brände sind alle gelöscht, aber die Besitzer berichten und zeigen uns schlimme Bilder vom glutroten Feuerhimmel, der noch vor ein paar Tagen am Horizont zu sehen war. Die Estancia ist wunderschön gelegen, wir haben einen direkten Blick auf das berühmte “W” des Parkes, wildes Grün, rauschende Flüsse sowie jede Menge Tiere, vor allem Pferde um uns rum. Traumhaft schön!
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Nur der starke, nie endende patagonische Wind ist etwas nervig, vor allem beim campen. Wenigstens haben wir einen windgeschützten, warmen Pavillon zum kochen und gemütlich beisammen sitzen. Nur 10 von eigentlich 25 Truckies bleiben auf der Farm, alle anderen starten am nächsten Morgen zum “Towerwalk”. Himmlische Ruhe! 10:00 Uhr haben wir unseren ersten Ausritt: drei Stunden auf dem Rücken eines Pferdes, entlang des Flussufers, hinauf auf einen steilen Hang für einen gigantischen Ausblick und zurück im Galopp über die saftigen Wiesen der Estancia. Eines unserer schönsten “Ferienerlebnisse”, selbst für Peter, der bis dato noch nicht zu der versierten Reitergemeinde gehörte. Meine Kochgruppe macht heute sogar Spaß, da nur für 10 Hanseln gekocht werden muss. Ein gemütlicher Abend ums offene Herdfeuer und ein roter, wunderschöner Sonnenuntergang runden diesen Tag ab.
In der Nacht hätte uns der starke Wind beinahe samt Zelt weggepustet, Gott sei Dank haben wir jedoch ein paar Reserven um die Hüften für solche Notfälle. Man weiß ja nie wann der nächste Sturm kommt. Das Wetter ist etwas nieselregnerisch, so dass unser zweiter Ausritt etwas nach hinten verlegt wird. Soll uns recht sein. Als der Regen nachlässt reiten wir, heute nur zu viert und mit etwas lebhafteren Pferden, eine ähnlich schöne Runde wie gestern und galoppieren viel mehr. Was für ein Spaß! Die folgende Siesta fällt heut etwas länger aus und gegen 20:30 Uhr ist es vorbei mit der lieben Ruhe, denn unsere Gruppe ist wieder komplett. So toll scheint die Wanderung allerdings nicht gewesen zu sein. Einmal abgeklatscht und festgestellt, dass wir “wie immer alles richtig gemacht haben”, denn wir hatten zwei wundervolle Tage auf der Farm. Tag drei ist trotz erneutem Nieselregen sehr schön, denn wir wandern zum “versteckten See”, haben tolle Aussichten und erkunden das Dörfchen, in dem es außer Hotels und “Cabanas” (Hütten die man mieten kann) nicht viel gibt. Am Abend gibt es ein superleckeres Lammessen (1,5 Lämmchen über offenem Feuer) für die ganze Truppe. Wer Natur, Wandern, Pferde und himmlische Ruhe mag, für den ist dieses Fleckchen Erde – wie für uns – ein ganz besonderes und auf jeden Fall einen Besuch wert.
P1210498 Vier Nächte an einem Ort waren zu schön um wahr zu sein, dafür gibt es jetzt anschließend fast zwei volle Trucktage, die uns über ein staubiges, kaltes Buschcamp in einem Steinbruch am Wegesrand, ans Ende der Welt “katapultieren”. Ushuaia mit dem nahegelegenem “Tierra del Fuego” Nationalpark erreichen wir am späten Nachmittag des 16. Januar, ach ja und demzufolge hat uns das gute, alte “Argi” wieder. Steile Straßen führen dort von unserem Hostel hinab an den Hafen und die Haupteinkaufsstraße. Dieses Örtchen gefällt uns ausgesprochen gut. P1210525 Wir schlendern umher, gehen essen und genießen schnelles Internet nach mehr als einer Woche ohne Meldung an die Heimat. Peter, der inzwischen den patagonischen Schafen ähnelt, hat auch mal wieder einen Haarschnitt nötig, der allerdings nun nicht mehr mit $3 wie in Peru, sondern mit $12 zu Buche schlägt. Im Achter-Schlafzimmer im Hostel, was gerade ausreichend Platz für vier Leute bieten würde, wird es eng und recht stickig über Nacht, aber immerhin sind wir mit unseren Truck-Leuten beisammen. Zum Glück auch mit denen, die zu alt für tägliche Parties und Saufgelage sind. Die Mini-Zimmer sind allerdings das einzig negative an diesem Hostel, denn die drei Besitzerinnen sind super herzlich und hilfsbereit, das inkludierte Frühstück ist bis jetzt das beste was wir in einem Hostel hatten und die Aussicht über Ushuaia und den Beagle-Channel ist wunderschön. Nach dem besagten guten Frühstück am nächsten Morgen, hüpfen wir in einen Minibus, der uns in den “Tierra del Fuego” Nationalpark bringt. Dort angekommen laufen wir den Küstenweg entlang, holen uns einen riesigen Passstempel vom “Ende der Welt” und genießen diese wunderschöne Landschaft, das klare Wasser und das einmalige Wetter. Die Bilder sprechen jedoch eine eindeutigere Sprache, als ich mit tausend Worte beschreiben könnte. 
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Am Nachmittag leistet sich Peter eine neue Hose und ich mir ein “Winnieh Pooh Softeis” und wir schlendern noch etwas umher. In der Hostelküche zaubern wir uns beiden noch ein leckeres Abendbrot, um dann Punkt 23:00 Uhr die müden “Knöpfe” zu zumachen. Jane, eine 63 jährige Dame aus unserer Truckgruppe, hat hier in Ushuaia ein Schnäppchen geschlagen und erfüllt sich den Traum einer Antarktis-Kreuzfahrt. 12 Tage, inklusive allem Schnick-Schnack für ein Drittel des üblichen Preises und außerdem eine Weile Ruhe von der Truppe.
Unser zweiter Ausflug in Ushuaia wird etwas “wässriger”. Mit einer vierstündigen Bootstour erkunden wir den Beagle Channel mit seinen tausenden Kormoranen und Seelöwen, begutachten den Leuchtturm und besuchen eine Vogelinsel mit gutem Blick auf die umliegenden Berge und Ushuaia. 
P1210649 P1210671 P1210641 Peter ist auf dem Bötchen auch wieder voll in seinem Element und spielt Kapitän auf dem Oberdeck. Unseren letzten Nachmittag vertrödeln wir wieder schön gemütlich im Städtchen und fangen endlich mal an Bilder auszusortieren. Über 5000 sind es schon und es werden täglich mehr!
Die nächsten 3500 km nordwärts bis Buenos Aires entlang der Atlantikküste werden zäh, lang und wir haben viele lange Trucktage. Durch die Anden auf der Westseite regnet es in der patagonischen Pampa so gut wie nie und die Landschaft ist unheimlich karg. Nur den Nandus, den großen Laufvögeln sowie den Vicunas (den orangenen Mini-Lamas) scheint es hier gut zu gefallen. In unserer ersten Etappe durchqueren wir nochmal kurz das Stück Chile, welches Feuerland vom restlichen Argentinien trennt, um weitere vier Stempel in unseren Pass zu pressen. Unser Buschcamp an diesem Abend ist jedoch eines des spannendsten Fotomotive überhaupt. Eine Geister-Küstenstadt mit zwei riesigen, alten Bootswracks die am Strand liegen und seit über 80 Jahren vor sich hin rosten. Unsere Zelte bauen wir im alten Küchengebäude der Geisterstadt auf und verbringen die Abendstunden am Strand für eine langwierige, lustige Fotosession. 
P1210916Buschcamp Nummer zwei nach einem weiteren Tag im Truck, der allerdings schon 15:30 Uhr endet und uns einen “freien” Nachmittag gönnt, liegt direkt am steinigen Strand “Playa la Mina” irgendwo in der Nähe der “Routa 3”.  Wir spazieren umher, sonnen uns und schauen unserer Truppe beim Cricket spielen zu. Uns beiden reicht allerdings die Partie Schach, da kennen wir wenigstens die Regeln. Nach einem leckeren Gulasch-Abendbrot, sinken wir in unsere gratis Steinmassage-Betten (wirklich nett die kleinen runden Steinchen, die noch warm vom Tage sind und durch die Luftmatratze zu spüren sind). Zu ganz später Stunde rüttelt mich Peter wach, denn die Sterne über uns, an diesem Strand weitab von jeglicher Lichtquelle sind einmalig und vor allem verdammt viele.
Nach dem erfrischenden, windigen und manchmal zu kaltem Klima des tiefen Südens, steigt die Temperatur mit jedem Kilometer nordwärts. Am Tag drei gen Norden, steuern wir die “Estancia Maria” an, die – etwas ab von unserer eigentlichen Route – nördlich von San Julián liegt. Es ist unglaublich warm, unglaublich karg und außer 1000 Fliegen nix weiter los. Die 20.000 Schafe der Besitzer sind nämlich leider im extremen Ascheregen des letzten chilenischen Vulkanausbruches ums Leben gekommen. Unvorstellbar und traurig, aber leider wahr. Die einzige Einnahmequelle scheint nun der Tourismus, denn vor wenigen Jahren, wurden auf dem Grundstück Jahrtausende (5.000 bis 10.000 Jahre) alte Höhlenmalereien entdeckt, die nun besichtigt werden können. Für die angebotene Führung sind wir allerdings aus einzuhaltenden Budgetgründen zu geizig und machen dafür lieber Siesta und genießen die erste Dusche nach fast drei Tagen. Als der glühende Ball am Himmel seine Intensität etwas verringert, schlappen wir noch einmal los und spazieren auf den Staubpfaden um die Estancia. In der Nähe erspähe ich so etwas wie Höhlen und zerre Peter genau dort hin. Wer hätte das gedacht, wir finden allein und ohne Guide (ohne überhaupt gesucht zu haben) die Höhlen mit den Malereien. 
P1210955 P1210969 Peter denkt wir werden jetzt für immer und ewig verfolgt, aber ich fand es einfach nur interessant und noch viel besser – wir haben $80 gespart für einen spanisch sprechenden Guide, mit dem wir sicher sowieso nur die Hälfte verstanden hätten. Die heutige Kochgruppe übertrifft sich selbst und es gibt Bratkartoffeln mit Ei und Steak zum Abendbrot. Für einen Verdauungsspaziergang erklimmt die komplette Gang nach dem Essen noch einen nahen Hügel und wir genießen gemeinsam den Sonnenuntergang.
Weiter auf buckligen, staubigen Pfaden: Der nächste Tag bringt uns in unglaublicher Hitze zum versteinerten Wald (Monumento Natural Bosques Petrificados). 
P1220014 P1220031 Vor zig Millionen Jahren, als es die Anden noch nicht gab (die haben sich ja erst später “aufgefaltet”), war hier nämlich überall Urwald mit riesigen Pflanzen und grün soweit das Auge reicht. In dieser – Entschuldigung - “furztrockenen” Gegend ist das heute nur noch schwer vorstellbar. Nur die versteinerten Baumstämme, die majestätisch herumliegen sind schweigende Zeugen. Wenn die reden könnten! Einem Sonnenstich nahe (da die alten Bäume ja liegen und heutzutage hier kein Baum mehr überleben würde), dafür aber um einiges schlauer, setzen wir die heutige Tour fort, die wieder einmal für ein Buschcamp am Strand endet. Dieser Strand ist allerdings, auf Grund seiner Nähe zu größeren Ortschaften, unheimlich vermüllt. Warum, warum, warum? Alte Windeln, Plasteflaschen, Plastiktüten um nur einiges zu nennen, was nicht als natürliches Strandgut zu verbuchen ist. Immer noch unbegreiflich, aber leider die triste Wahrheit. Peter und ich trauen uns allerdings trotzdem kurz ins Wasser was schön erfrischend ist. Am Abend erfreuen wir uns außerdem an einem weiteren schönen Sternenzelt, essen lecker Kürbis-Curry-Suppe und schlürfen einen ausgesprochen guten TetraPack-Wein.
P1220043Heut nur sechs Stunden fahren – prima. 14:00 Uhr rollen wir in Camarones, einem verschlafenen Fischernest ein. Auf dem Mini-Zeltplatz in Strandnähe windet es wieder heftigst, aber das ist uns heute egal, denn wir besuchen eine der größten Magellan-Pinguin Kolonien in Patagonien. Für einen geringen “Nationalparkobolus” kann man mit den Pinguinen spazieren gehen. Ein kleiner Holzweg führt gen Ufer, wo die possierlichen Kerlchen jeden Abend aus dem Wasser zu ihren Schlafplätzen am Land gewatschelt kommen. Die zwei Stunden die wir dort verbringen, könnte man gut und gerne auf einen ganzen Tag ausdehnen. Die Pingus haben überhaupt keine Scheu, gucken einen schief an oder stellen sich einem in den Weg. Beim losrennen landen einige schon mal auf ihren dicken Bäuchen, es wird sich mit den Kollegen gekabbelt, sich gestreckt und gegähnt oder Paarungstänze vollführt. Es ist einfach nur faszinierend und trotz der Kürze unser schönstes “Ferienerlebnis” Nummer zwei.
Gott sei Dank: nach soviel fahren und Zelt-auf-Zelt-abbauen in den letzten fünf Tagen, gönnt man uns nach einer kurzen Etappe von Camarones zwei Nächte im relativ großen Puerto Madryn, welches für seine tierreiche “Península Valdes” und seine Walisische Besiedlung im Jahre 1886 bekannt ist. Der riesige Campingplatz ist voller Argentinier, denn die Kinder haben Sommerferien, aber auch andere Truckgruppen, wie “Dragoman”, “Tucantravel” oder “Kumuka” sind mit vor Ort. Während der Ebbe laufen wir am Nachmittag gemütlich am breiten Strand bis in die Innenstadt und stellen fest das alle Exkursionen horrende Preise verlangen (teilweise das Doppelte als in unserem 2011 erschienenen Reiseführer angegeben ist). Somit fällt der Besuch der Península für uns aus, was aber nicht so Schade ist, denn die meisten der zu sehenden Tiere haben wir schon an dem ein oder anderen Ort vorher gesehen. Im Aldi-ähnlichen Supermarkt “La Anonima”, den es in Argentinien überall gibt, snacken wir einen Mozarella Käse und “nackschen” Joghurt (ohne Frucht und Zuckerzeug). Die leckeren, preiswerten Milchprodukte, genau wie das gute gute deutsche Brot, fehlen uns auch hier in Südamerika, deshalb nutzen wir die wenigen Lichtblicke die sich uns bieten. Außerdem leisten wir uns jeder ein Supermarkt-Reisekissen, da unsere aufblasbaren Nackenhörnchen bei soviel Camping langsam wirklich nerven.
Der nächste Morgen auf dem Zeltplatz ist mal wieder zum Haare raufen. Wie kann man denn nur so ignorant sein? 05:00 – 06:30 Uhr starten zwei andere Truckcrews, die ihre Zelte um uns rum haben und mit einem Affenradau ihr Zeug zusammen packen, abbauen und frühstücken. Nachdem diese endlich mit ihren Trucks vom Hof sind, und wir so langsam wieder einnicken, kommen jetzt vier unserer eigenen Partyratten vom feiern und trinken aus der Stadt zurück und halten es für nötig zu singen und zu grölen. Es lebe die Gemeinschaft! Positiv gesehen waren wir wenigstens zeitig wach und konnten nach einem leckeren “French Toast”-Frühstück direkt in unsere Trekking-Schuhe steigen und uns auf den 14 km langen Weg (one-way) zum “Punta Lomo” machen, um dort Seelöwen und Kormorane zu beobachten. Die “Wanderung” ist staubig, geht aber direkt am Meer lang und wir sehen viele Vögel, einen Cui (großer Nager, Meerscheinähnlich) und Pferde. 

P1220225 P1220222 Der Aussichtspunkt selber ist weniger spektakulär, was aber sicher mehr an den tollen Tierkolonien liegt, die wir vorher schon gesehen haben. Auf dem Rückweg bilden sich an den Unterseiten meiner Füße riesige Blasen. An den Schuhen kann es nicht liegen, wohl eher an doofen Socken oder der unheimlichen Hitze. Wer weiß. Jedenfalls versuche ich krampfhaft abzukürzen, was leider nicht funktioniert und Peter, der gerne wie ein kleines Meerschweinchen die Wege zurückgeht, die er auch gekommen ist, etwas irritiert. Wenigstens erlaubt uns die inzwischen eingetretene Ebbe am Strand entlang zu humpeln und eine riesige Sanddüne zu erklimmen, die uns vorher gar nicht so aufgefallen ist. Nach soviel laufen verbringen wir einen ruhigen Nachmittag auf dem Zeltplatz. Zu späterer Stunde nehmen wir diesmal Bus und Taxi um nochmal in die Stadt zu gelangen, denn die müden Glieder wollen nicht mehr.
Zu gewohnter Zeit läuten wir am nächsten Morgen die vorletzte Etappe Richtung Buenos Aires ein. Bis 19:00 Uhr fährt Benny (unser Fahrer) was das Zeug hält und wir schlagen unsere Zelte in einem grünen, hübschen Buschcamp nahe des Rio Quence auf. P1220290 Endlich: Am 27. Januar erreichen wir nach einer Woche mit viel Nichts und viel “Trucksitzen” gegen 14:00 Uhr Buenos Aires. Was für eine schöne Metropole. Wir sind beide eher von schöner Natur zu beeindrucken, doch diese weitläufige, sehr grüne, saubere, abwechslungsreiche und kulturträchtige Hauptstadt ist wirklich beeindruckend. Es gibt unheimlich viel zu entdecken, aber “haltet bloß euren Kram fest”. Schon direkt beim einchecken im “Milhouse Avenue” Hostel wird Simon, einem unserer Australier, der Rucksack mit zwei Kameras, Pass und Kreditkarten entwendet. Eiskalt, geübt und superschnell – das sind die Eigenschaften der Diebe, die auch noch drei andere in unserer Gruppe, später auf offener Straße am hellichten Tage, um einige Wertsachen entledigen. Da wird die Halskette (die nicht mal viel Wert war) an der Fußgängerampel vom Hals gerissen oder mit dem guten alten “Senftrick” eine Kamera und Bargeld geklaut (Senftrick: die Diebe spritzen Senf ins Gesicht und während der Geschädigte den Senf aus den Augen entfernt, wird alles aus den Hosentaschen gezogen was geht). Uns ist weder am Tage noch in den Abendstunden irgendwas passiert oder auch nur ansatzweise gefährlich vorgekommen. Glück gehabt! Ganz ehrlich achten wir jedoch sehr auf die “Grundregeln” der Großstädte, denn ähnliches kann einem auch in New York oder Berlin passieren. Zeug immer schön am Mann tragen, keine unnötigen Wertsachen dabei haben, kein Schmuck, nicht mit Geld rumwedeln (beim Bezahlen z.B.) etc.
Am Ankunftstag laufen wir ohne festen Plan drauf los und enden im Künstlerviertel “San Telmo” für ein deftiges Steak und Rotwein, denn unsere Tage im “Steakland” sind ja nun bald gezählt. Am Tag zwei schlendern wir durch die Shoppingstraßen und “Luxuseinkaufsmalls” (gucken aber bloß), erfreuen uns am alten, restaurierten Hafen, wo (heute nur noch zur Zierde) Kräne aus dem “VEB Kranbau Eberswalde” stehen und erkunden ein altes Segelschiff, welches hier als Museum am Dock liegt.

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Da wir selten aus unseren Fehlern lernen, vor allem was die übermäßige Nahrungsaufnahme betrifft, “überfressen” wir uns anschließend im “Siga de la Vaca”, einem “All-you-can-Eat” Steak- und Salatbuffett Restaurant, inklusive Wein und Dessert. Ach du meine Nase! Die Siesta fällt dementsprechend lange aus. 18:00 Uhr raffen wir uns nochmal auf (die Wärme ist nun auch nicht mehr ganz so tödlich), kaufen uns ein 24 Stunden Stadtrundfahrtticket und setzen uns in den letzten gelben Doppeldeckerbus des Tages, der uns in 3,5 Stunden einen ersten Überblick über die Weiten der Stadt verschafft. 

P1220415 P1220490 Am Tag drei nutzen wir unser Busticket noch etwas ausführlicher und steigen an interessanten Stationen, wie dem sonntäglichen Antikmarkt in “San Telmo”, den bunten Häusern und Tangovorführungen von “La Boca”, dem wirren, kleinen “Chinatown” und dem grünen “Belgrano” aus und erkunden diese weiter zu Fuß. Die 24 Stunden Busticket haben wir damit voll ausgekostet und sind gegen sechs wieder im Hostel, wo wir uns nur noch eine billige Pizza von “um die Ecke” leisten und einen ruhigen Abend verbringen. Tag vier “wandern” wir gen Reichenviertel “Recoleta” mit seinem berühmten alten Friedhof. Sehr zur Freude von Peter führt uns unser Fußmarsch entlang der Uhren- und Schmuckstraße. Ich glaube jedoch Uhren gucken ist ein weit verbreitetes, allgemeines Männerhobby (so wie Frauen gern Schuhe angucken oder kaufen). Nach der “Friedhofserkundung”, die einerseits interessant, anderseits unheimlich war, regnet es Bindfäden und wir flüchten uns in eine ungemein hässlich, sterile Einkaufsmall, von deren McDonalds-Terrasse man allerdings den Friedhof wunderschön im Trockenen von oben begutachten kann.  P1220521
Der Regen war bitter nötig nach den 38°C der letzten Tage und die Luft auf dem Rückweg ins Hostel ist deutlich angenehmer. Nach einer Siesta nutzen wir unseren letzten Abend in der großen Stadt für ein weiteres Steak (Sorry, ihr lieben Kühe) und eine schnelle “Uhrarmbandreparatur” für Peters Uhr, die seit Wochen aus diesem Grund nicht im Einsatz war. Das kostenlose Internet im Hostel nutzen wir auch noch gründlich, um mit den Lieben daheim mal wieder per E-mail oder Skype in Kontakt zu treten und mir gelingt das “Jahrhundertschnäppchen” schlechthin: Beim recherchieren von Campermobilen in Neuseeland (für Herbst/Winter 2012) finde ich – sicher auf Grund eines Softwarefehlers beim Veranstalter – einen tollen Camper mit Klappdach (bis 4 Personen haben Platz) für 47 Tage für 180 Neuseeland-Dollar. Es ist immer noch unglaublich, denn für umgerechnet ca. drei kanadischen Dollar am Tag bekommt man sonst nicht viel. Mal schauen ob alles klappt, aber ich habe eine Buchungsbestätigung für den 25.10 – 16.12.2012.
Am 31. Januar verlassen wir die schöne Stadt und sitzen ca. 12 Stunden im Truck bis wir an Stelle eines Buschcamps auf einem kleinen Campingplatz Halt machen. Der ganze Tag und auch die folgende Nacht waren furchtbar warm und stickig. Umso mehr genießen wir das eiskalte Bier und die kalte Dusche auf dem Zeltplatz. Sommer im sonst für uns gewohnten “Nordweltkugelwinter” zu haben ist toll, aber die folgenden Tage und Wochen sind eindeutig zu warm für uns “Nordeuropäer”. Da läuft einem der Schweiß schon beim Nichtstun und sobald man was unternimmt, sieht man aus wie ein gebadeter Hund.
In “San Ignacio Mini”, einer Missionsruine, halten wir am nächsten Tag, um die Truckfahrt auf dem Weg nach Puerto Iguazú etwas aufzulockern. Die Schilder für die Eintrittspreise wurden allerdings im Moment unserer Ankunft gerade zu unseren Ungunsten geändert, von einst 20 Peso, auf nun 50 Peso, was wir einstimmig für übertrieben halten und nach einem erfrischenden Eis direkt die Weiterreise antreten. Argentinien hat zwar angeblich Inflation, aber die enormen Preissteigerungen, die uns an einigen Orten (gerade für Eintritte und organisierte Ausflüge) auffallen, sind etwas verrückt und scheinen ungerechtfertigt.
In Puerto Iguazú, dem “Tor” zur argentinischen Seite der Iguazú-Fälle, checken wir gegen 15:00 Uhr in unser Hostel “Che Legarto” ein und erkunden zu Fuß (wie immer) dieses kleine Städtchen am Rio Iguazú. Auch hier ist es unbeschreiblich warm und wir schwitzen, selbst Nachts, was das Zeug hält. Am frühen Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, nehmen wir den lokalen Bus in den “Parque Nacional de Iguazú”. Hier verbringen wir den ganzen Tag, laufen fast alle Wanderwege, Peter badet an einem kleinen Wasserfall und wir fahren mit einem “Schnellboot” unter die rauschenden Fluten einer der großen Iguazú Fälle. Den besten Teil des Parkes heben wir uns für den späten Nachmittag auf, als die Reisegruppenhorden endlich weg sind: den “Devils Throat”, das “Hufeisen” der Wasserfälle. Einstimmig stellen wir fest, dass es viel beeindruckender ist als die Niagara Fälle und stieren über eine halbe Stunde in die gigantischen, herabfallenden Wassermassen. Der dabei entstehende feine Wasserstaub ist außerdem erfrischend und zaubert einen Regenbogen über unsere Köpfe. Mit der letzten “Parkeisenbahn” (ähnlich der im großen Garten in Dresden, wir müssen lachen) fahren wir zurück zum Ausgang, wo wir gegen 18:00 Uhr pünktlich zur Schließung des Parks und ganz schön knülle eintreffen. Was für ein schöner Tag!
Wir haben außerdem, neben tausenden kleinen und großen Wasserfällen, viele Tiere wie z.B. Brüllaffen, Tucans, 3 cm Riesenameisen, Riesenwelse, Wasserschildis und viele große Spinnen gesehen. Nach so einem “heißen” Tag, leisten wir uns ein großes Eis und unheimlich viel Wasser, denn trotz der mitgenommenen vier Liter Wasser, sind wir halb am verdursten. Später erfreuen wir uns auf der Dachterrasse des Hostels über die etwas abnehmenden Temperaturen des letzten Abends in Argentinien.
Nach vielen Wochen in diesem vielseitigen und schönen Land, verabschieden wir uns am nächsten Morgen nach …

Brasilien 03.02.2012 - 20.02.2012
Brasilien, das Land des Samba, Caipirinha und der puren Lebensfreude in den Nationalfarben grün-gelb. Die Fläche des Landes ist riesig (vergleichbar mit Kontinental-USA) und wir besuchen nur einen kleinen Teil im Süden und Süd-Westen. Nach dem schon hohen Preisniveau von Argentinien und Chile, gibt es hier noch eins drauf. Brasiliens Wirtschaft floriert (auch wenn daran nicht alle teilhaben) und die Währung ist stark. Ein Katzensprung von Puerto Iguazú entfernt, liegt das brasilianische Foz de Iguazú mit seiner Seite von den Wasserfällen. Etwas außerhalb der Stadt sind wir auf dem herrlich grünen, “begrasten” Campingplatz “Paudimar” mit Pool und den wohl schönsten Waschräumen der ganzen Reise, die so neu und sauber sind, dass man drin schlafen könnte. P1220753 P1220756 Ja, nach so langer Zeit und so vielen unschönen “Waschraumerlebnissen” freut man sich auch über solche kleinen Sachen. Am Nachmittag erkunden wir nur die Stadt Foz de Iguazú. Wir tauschen unser Geld in brasilianische Real und kaufen uns die größte Mango und größte Avocado, die wir je gesehen haben. Bei dem Wetter allerdings kein Wunder, wenn das Obst und Gemüse nur so vor sich hin wuchert. Die Nacht ist eigentlich wieder zu warm zum schlafen und noch dazu krabbelt es mich überall – am nächsten Morgen sehe ich auch warum – tausend rote Mini-Stiche an Ellenbogen und Kniebeugen. Na super, aber Bettwanzen im eigenen Zelt wäre komisch, zumal Peter keinen einzigen Stich hat. Also abwarten und sehen was passiert.
Da der Eintritt zu den Iguazú Fällen auf beiden Seiten mit ca. $30 zu Buche schlägt, sparen wir uns die brasilianische Seite, da wir das Beste und den sowieso größeren Anteil ja schon auf der argentinischen Seite gesehen haben. Wir nehmen dafür die lokalen Busse und fahren ins nahe “Ciudad del Este”, Paraguay. Dort, gleich hinter der Brücke, welche die Grenze zwischen den Ländern darstellt, gibt es angeblich super preiswerte Elektronikangebote. An der Grenze wird weder kontrolliert noch gestempelt, da 90% der Grenzgänger sowieso nur Tagesgäste sind, doch diese kommen zu Tausenden. Es ist wie auf einem riesigen Basar und man wird an jedem Laden angequatscht und versucht hineinzuziehen. Zusammen mit der schwülen, unerträglichen Hitze und den tausenden anderen Einkaufswütigen Menschen ist das der pure Stress für uns, zumal die “Deals” nicht wirklich gut sind, wenn man die Preise aus den USA und Kanada kennt. Für die Brasilianer sind die angebotenen Preise allerdings wirklich gut, denn Elektronikartikel sind in Brasilien ungewöhnlich teuer. Mit einer “dermatologisch empfohlenen” Sonnencreme, sowie einem neuen 8 Gigabyte Chip für unsere Kamera, flüchten wir diesem Getummel nach ca. zwei Stunden. Gerade rechtzeitig erreichen wir ein Dach einer kleinen “Fressbude” auf der brasilianischen Seite, als ein Sturzregen mit Sturm losbricht, der auf der riesigen Brücke hätte unangenehm werden können. Einen solch starken Regen haben wir noch nicht erlebt! Der kühle Wind und die abgekühlte Luft danach sind allerdings wunderschön erfrischend. Um mit unserem Tag noch was gutes anzufangen, nehmen wir von dort den nächstbesten Bus zum Itaipu Staudamm, einem der größten Dämme und Wasserkraftwerke der Welt, für den leider unzählige Quadratkilometer Regenwald und viele indigene Dörfer geopfert wurden. Dort angekommen (man kann nicht ohne Bustour und Führer den Staudamm besuchen) sind wir auch hier von den wahnsinnig angestiegenen Eintrittspreisen schockiert, die bei weitem die Angaben unseres 2011-Reiseführers übersteigen. Da Peter heute noch Kochgruppenpflichten zu erfüllen hat und unsere Zeit daher sowieso limitiert ist, treten wir direkt den Rückweg an, ohne den Damm gesehen zu haben. Schade aber nicht zu ändern (“Dann gucken wir uns eben zu Hause die Talsperre Malter wieder an!”)
P1220790Am darauffolgenden Morgen geht es sehr gemütlich nach einem ausgiebigen Frühstück erst 09:30 Uhr weiter. Unser nächstes Ziel ist Bonito, was für eine Tagestour jedoch zu weit entfernt liegt und so übernachten wir an einem netten, schattigen Truckstopp, welcher sogar Duschen zu bieten hat.
Dank dieses Buschcamps, erreichen wir Bonito schon 14:00 Uhr und haben den Nachmittag frei für wichtige Angelegenheiten wie Wäsche waschen und Eltern über Skype anrufen. Der Zeltplatz an sich ist hübsch (Eco Hostel Bonito), aber da alle Trucks der anderen “Overlandunternehmen” ihren Trip ebenfalls in Rio zum Karneval beenden und ähnliche Strecken fahren, wird es nun langsam eng. Dragoman, Kumuka, Tucantravel und wie sie nicht alle heißen, quetschen ihre Zelte mit unseren auf ein viel zu kleines Stück Rasen und die Reisenden füllen den Pool und die Außenflächen. Naja, “C’est la vie”! Viel nerviger ist, das meine kleinen roten Stiche wie verrückt jucken und auch die in der Apotheke erstandene Creme dagegen nicht viel hilft. In der Nacht finden wir leider auch keine richtige Ruhe, da die stattfindende Party sehr nah an unserem Zelt ist und am nächsten Morgen 80% der Leute für einen Schnorcheltrip zum nahe gelegenen Rio di Prata aufbrechen. Wenigstens haben wir am späteren Morgen das Frühstücksbuffet und die Terrasse fast für uns.
Wir leihen uns ein Fahrrad, mit $6 Tageseinsatz sehr billig, aber dementsprechend “drahteselig”. Unsere Sättel knicken nach hinten weg und die Gangschaltung geht nicht recht – das nenne ich wahren “Fahrspaß”, vor allem bei “angenehmen” 39°C Außentemperatur. Die Krönung kommt allerdings erst noch: Unser eigentliches Ziel ist das nur 7 km entfernte “Balneario Municipal”, einem natürlichen Fluss-Pool mit unheimlich klarem Wasser und vielen Fischen. Am Straßenrand sehen wir ein Schild, welches nach baden aussieht und dem wir folgen. Es geht auf und ab durch wunderschöne “roterdige” Dschungellandschaft, die sich später in Kuhweiden wandelt (mit hübschen Kühen). Etliche Kilometer später (der heiße “Planet” glüht erbarmungslos) stellen wir fest, dass wir an einer Art Aqua-Zoo angekommen sind, in den man nur mit Veranstalter Voucher rein kommt. Na große Klasse. Ich brüte vor Wut eine ganze Weile vor mich hin, denn wir müssen zurück zur Hauptstraße – der Hintern tut mir jetzt schon weh. Beim zweiten Versuch folgen wir nun den richtigen Schildern und genießen kurze Zeit später das kühle Nass des Flusses und schauen dicken Fischen zu. Unter einem riesigen, schattenspendenden Baum ruhen wir uns von dieser “Fahrradtortur” aus. Wenig später sehen wir “Big G” unseren Gruppen-Lieblingsengländer (65 Jahre, sehr herzlich und lebenslustig) auf uns zukommen, der auch zum schwimmen hergekommen ist, aber schlauerweise ein “Moto-Taxi” genommen hat. Ein Moto-Taxi ist nichts anderes als ein Motorrad oder Roller was als Taxi benutzt wird. Am Nachmittag rollern wir mit unseren “Rinden” -Gott sei Dank größtenteils bergab- zurück in das hübsche, verschlafene Bonito. Wir kaufen zwei Sonnenbrillen und leisten uns ein kühles Bier, mit dem wir einen ruhigen Abend einläuten. Bilder von unserem Tagesausflug gibt es leider keine. Wir Helden haben nämlich unsere Kamera vergessen.
Am Morgen des 08. Februar versuche ich vergeblich das Internet des Campingplatzes zu einem Skype-Telefonat für den Geburtstag meines Opas zu zwingen, aber die Verbindungsstärke reicht gerade für eine Sms. Kein Wunder, denn drei Trucks, á ca. 20 Mann, wollen zeitgleich frühstücken, interneten und dann noch pünktlich 07:30 Uhr vom Hof kommen. Prost Mahlzeit! Wir schaffen es halbwegs pünktlich und erreichen schon 12:15 Uhr “Buraco das Piranhas”, das südliche Tor zur Pantanal Region, wo wir vom Personal der “Pousada Santa Clara” (unserer Unterkunft für die nächsten drei Nächte) und einem uralten Pickup Truck schon erwartet werden. P1220801 Mit 230.000 km² ist die Pantanal Region eines der größten und artenreichsten Feuchtgebiete der Erde und grenzt im Südwesten von Brasilien an Bolivien und Paraguay. 650 Vogelarten und 80 verschiedene Säuger stromern hier durch die Gegend. Hier kommt es uns zum ersten Mal vor wie richtig Urlaub, nicht wie reisen. Drei Tage lang werden wir bekocht, haben Hängematten und einen Pool, um unsere ausgiebigen Siestas zu zelebrieren und jeweils vormittags und nachmittags werden wir mit grandiosen Aktivitäten beschäftigt. Unsere erste Aktivität, nach einem fürstlichen, regional typischen Mittagessen, ist am Ankunftstag ein “Wetland-Walk”, wo wir mit unserem Führer Pedro die nahe Umgebung der Farm erkunden. Wir sehen eine riesige Eule, blaue (!), rote und orangene Macaus, Brüllaffen und eine Maus. Eine garstige Dornenpflanze zerfetzt leider meine Hose im kniehohen Gras. Ach, und wenn es doch nicht so verrückt warm wäre! Das einzige was mich beruhigt: Selbst die Eiheimischen schwitzen wie verrückt und haben triefende Gesichter und riesige Schwitzflecken auf den T-Shirts. So sind wir damit wenigstens nicht allein.
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Auf der Farm selber sind schon sehr viele Vögel zu sehen, es kommen abends manchmal Pekaris (Wild-Stachelschweinartige Wesen), die nicht mehr wirklich wild sind und aus dem Wasserhahn trinken, sowie Schildkröten die sich verlaufen haben. Zwei gerettete Tucan-Babies sitzen in der Wäscherei der “Pousada” und vertreiben sich die Zeit mit Spielereien und Dummheiten, bis sie alt genug sind, um wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Der Abend endet mit einem superleckeren Abendbrot und der nächste Morgen mit dem besten und reichhaltigsten Frühstücksbuffet seit langem. Danach starten wir zur Aktivität 2 – wir gehen Piranhas fischen und werden dabei von einem Kaiman, den wir Barry taufen beobachtet. Die zu kleinen Fische werden ihm zum Fraß vorgeworfen. Scheint Barry zu gefallen und zum Glück, trotz seiner anständigen Größe, interessiert sich dieser Dinosaurier nur für Fisch und nicht für Menschen. Die Piranhas beißen (auch auf Grund der leckeren Fleischstücke, die an der Angel hängen) wie verrückt und schon nach einer halben Stunde haben wir genug Fisch. Als wir gerade den Rückweg antreten wollen, geschieht was sehr seltenes: Mit einem ungewöhnlichen Grunz-Pfeifen, kündigen sich Riesenotter an, die mit dem Puma auf einer Stufe stehen, was die Seltenheit einer Tiersichtung betrifft. So schauen wir diesen fünf riesigen Räubern noch eine Weile zu und bringen dann unsere Piranhas zurück in die “Pousada”. Zum Mittag gibt es für uns als Appetitanreger gegrillten Piranha mit Knoblauch und Limette – ein Hochgenuss, wenn auch unheimlich wenig “Fleisch” um ganz schön viele Knochen.
Nach einem übermäßig großen Lunch und einer langen Siesta, kommt Aktivität drei: Eine dreistündige Bootsfahrt auf dem Rio Miranda. Tucans, Fischreiher, “Schwarzkragen”-Habichte, Eisvögel, “Caracaras” und viele mehr schwirren über unseren Köpfen. In der dichten Vegetation links und rechts von uns tummeln sich Brüllaffen in den Bäumen. Am Ufer liegen viele große Kaimane und sonnen sich und ich werde Fan von den Wasserschweinen, die entweder vor uns wegschwimmen oder am Ufer gemütlich Gras mumpeln. Die “Typen” sehen aus wie übergroße Meerschweine und die mag ich ja auch so gerne. Auf dem Rückweg vom Fluss zur “Pousada” (per Auto) sehen wir außerdem noch einen speziellen Pantanal Hirsch, noch mehr Wasserschweine und einige Nasenbären, die die Straße kreuzen. Ein großer Zoo, nur dass keines der Tiere in Gefangenschaft leben muss. Sehr lustig: Nachdem wir aus dem Boot raus waren, wollte ich schnell hinter den Büschen einem mehr oder minder dringenden Bedürfnis nachgehen. Durch den starken Regen der letzten Nacht, hat es allerdings alles derart aufgeweicht, dass ich erst mit dem Füßen im Schlamm steckenbleibe, meine Badeschlappen verliere, um dann nach vorne umzufallen und noch mit den Händen im “Schmodder” zu landen. Pullern war ich dann nicht, sondern habe mich als Schmutzfink ganz hinten auf die Lade des “Pick-up” gesetzt – sehr zur Erheiterung der Anderen. Der Abend in der Unterkunft wird wieder äußerst lecker und ungemein gemütlich.
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Aktivität Numero vier startet 08:00 Uhr am folgenden Morgen und ist – auf Grund meiner starken Begeisterung für Pferde – ein weiteres absolutes Highlight. 2,5 Stunden Ausritt durch die hohen Wiesen der riesigen Farm. Auf dem Rückweg sammeln wir gleich noch ein paar Kühe ein (“Gaucho” Peter und Nora) und treiben diese im Galopp zurück in ihre Einzäunung. Ein Riesengaudi! Etwas O-beinig genießen wir eine riesen lange Siesta, denn unsere letzte Aktivität im Pantanal geht erst 16:00 Uhr los – eine Safari, die teilweise im Dunkeln stattfindet. Wir fahren weiter nördlich, tiefer in die Region hinein und werden zuerst für einen 1,5 Stunden “Spaziergang” ausgesetzt. Mit Hilfe unseres Guides Pedro sehen wir eine ganze Nasenbärenfamilie, eine Riesenratte, weitere Brüllaffen, Tucans und 16 blaue Macaus auf einen Haufen (da soll mal einer sagen, die armen Vögel wären vom aussterben bedroht). Zurück im “Pick-up” setzt langsam die Dämmerung ein und später in der völligen Dunkelheit wird mit einem riesigen Strahler operiert, der uns weitere tolle Sachen erspähen lässt. Tapire, Schlangen, eine riesige Tarantel, überdimensionierte Störche, noch mehr Wasserschweine, diesmal mit Nachwuchs und die rot leuchtenden Augen hunderter Kaimane, die die Nacht zum jagen nutzen. Dieser letzte Abend im “Tier-Paradies” wird mit einem Lammessen abgerundet. Ganz ehrlich, die Mädels in der “Pousada Santa Clara” kochen nicht, sondern zaubern und auch die Guides lieben ihren Job, das merkt man wirklich. Diesen viertägigen Ausflug sollte man sich unbedingt gönnen, aber bucht die Weiterfahrt nicht ganz so knapp, denn die Autos sind nicht mehr die allerneusten und können auch – z.B. bei der Abreise – einfach mal stehenbleiben. Dies ist uns am Morgen des 11. Februar passiert. Mit einem “Knat-tat-tat-puff” blieb der alte Ford einfach stehen und hat keinen Mucks mehr von sich gegeben. Unsere Notpause wurde allerdings von einem netten LKW-Fahrer an der Wegstrecke schnell gelöst, so dass wir nach 10 Minuten weiter konnten. Weiter geht es wie gewohnt in unserem gelben Truck, zwei Buschcamps liegen vor uns.
“Das Fahren ist des Truckers Lust” – und so “heizt” Benny bis 18:00 Uhr durch. An einem Truckstopp, sogar wieder mit Duschen rasten wir für die Nacht, um uns pünktlich 07:30 Uhr am nächsten Morgen wieder hineinzusetzen und bis 19:00 Uhr am Folgetag bis hinter Sao Paulo durchzufahren. Gott sei Dank sind wir von unserem “Pantanalurlaub” so entspannt. Noch ein weiterer halber Trucktag liegt vor uns, bis wir endlich in der Nähe von “Uba Tuba” auf einem kleinen Campingplatz ankommen. Hier naht nun langsam das Ende unseres langen Trips und unsere letzte Nacht Camping bricht an. Zuvor muss aber noch der ganze Truck, sowie alle Zelte gereinigt werden (siehe Prozedur in Mendoza), damit die neue Crew, die ab 27. Februar unsere Tour rückwärts antritt, alles schön sauber in Empfang nehmen kann. An den Temperaturen hat sich nichts geändert und so schwitzen wir bei schwülen, unangenehmen 39°C vor uns hin. Nach der “harten Arbeit” gibt Cade (unser Tourleader) für alle eine Runde Bier und unser letztes gemeinsames Kochgruppenritual findet statt.
Bevor wir allerdings jeder unserer Wege gehen, folgen noch zwei Stationen in diesem riesigen Land, an denen wir jedoch im Hostel übernachten. Parati, eine wunderhübsche, im Kolonialstil erbaute “Kopfsteinpflasterstadt” an der schönen brasilianischen Südküste ist Stopp Nummer eins. Leider hat es Peter im Pantanal wegen der notorisch zu kalt gestellten Klimaanlage im Zimmer etwas “ausgehebelt”, so dass er sich nun mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit und anderen Folgeerscheinungen rumschlägt und am Nachmittag das Bett anderen Aktivitäten vorzieht. Erst am Abend, nachdem sich die extreme Hitze des Tages verkrochen hat, spazieren wir noch durch die angenehm beleuchtete Stadt und genießen die kühle Brise. Für den folgenden Tag ist eine “Abschlusscruise” für unsere Truppe angesetzt. Vor Paratis Küste liegen 55 Inseln, mit ca. 100 Stränden, von denen wir fünf mit unserem hübschen Holzboot ansteuern. Eine riesige, überdachte Liegefläche macht die Bootfahrt ungemein “chillig” und die “Strandstopps” werden ausgiebig zum baden und schnorcheln genutzt. Ein herrlicher Tag und ein weiteres Mal Bilderbuchwetter. Sehr froh bin ich auch über unsere eigene Vernunft, die uns nach zwei Caipirinhas (die inklusive waren) sagt, genau da aufzuhören, um Sonnenstich, Kater und andere alkoholische Nebenwirkungen bei Hitze zu vermeiden. Leider sind nicht alle so vernünftig, aber das soll nicht unser Problem sein. 
P1230446Der letzte offizielle Tag unserer Tour startet schon 06:30 Uhr gen Rio de Janeiro, wo Menschenmassen und der Karneval auf uns warten. Trotz der zeitigen Ankunft in dieser riesigen Stadt (über 6 Millionen Einwohner, mit Vororten fast 20 Millionen) ist der Verkehr schon sehr wild. Von den ersten “Mittruckern” verabschieden wir uns direkt auf dem Truckparkplatz, denn nicht alle übernachten im “Art Hostel Rio”. Unser Zimmer dort ist unverschämt klein und extrem spartanisch, außer zwei Betten und einem Badezimmer ist NICHTS vorhanden. Es ist schon deprimierend, denn auf Grund einer verpatzten Buchung unseres Travelagenten (“Keystonejourneys”, nicht der Reiseveranstalter “Oasisoverland” selber) zahlen wir für 5 Nächte umgerechnet $1350, von denen wir allerdings nur 3 Nächte effektiv nutzen können (wegen der Flugbuchung), denn über Karneval müssen bestimmte “Blöcke” (Mindestanzahl Nächte) gebucht werden. Man stelle sich mal vor was man normalerweise für einen Palast bekommt, wenn man $450 pro Nacht auf den Tisch legt. Wir denken am Besten nicht mehr drüber nach, denn den Karneval in Rio (inklusive deren Schweinepreise), macht man nur einmal im Leben mit oder man ist schlau und bucht ein Jahr im voraus ohne eine, in unserem Fall nichtsnützige Travelagentur zwischenzuschalten. Zur “Beruhigung” leisten wir uns gleich noch ein Gourmetbuffet um die Ecke, wo per Kg Nahrung abgerechnet wird und wo das Preis-Leistungs-Niveau zum Glück stimmt. Peter und ich schweben im “7. Mampfhimmel”, denn solche guten Meeresfrüchte, Käsesorten, Salate und Sushi hatten wir schon eine Weile nicht. Benny, unser Fahrer hat heute auch seinen 33. Geburtstag und so feiert die verbleibende Truckgang seinen Geburtstag auf der Dachterrasse des Hostels.
Am ersten vollen Tag in Rio, werden wir 9 Uhr für eine “Favela”-Tour abgeholt. “Favelas” sind teilweise illegale, teilweise von der Regierung geduldete, slumartige Wohnsiedlungen, in denen die ärmere Bevölkerung wohnt. Wasser und Strom wird vom umliegenden Netz abgezapft und es gibt keine funktionierende Kanalisation oder Abwasserentsorgung. Die “Favela Rocinha” ist eine der bekanntesten, in der z.B. Michael Jackson das Musikvideo zu “They don’t care about us” gedreht hat und der Film “Elite Squats” (?) spielt. Mit “Moto-Taxis” werden wir einzeln auf den Berg, den Ausgangspunkt zu unserem Fußmarsch gebracht. Allein dies ist schon Abenteuer genug. Patrick, unser Guide, welcher vorher 2 Jahre in dieser “Favela” in verschiedenen Projekten gearbeitet hat, führt uns sicher durch die engen, geruchsstarken Gassen dieses Viertels. Es ist unheimlich bewegend, manchmal armselig, aber die Bedingungen sind weitaus besser, als ich sie mir persönlich vorgestellt habe. 
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Je höher man am Hang sein Häuschen hat, desto teurer ist die Miete, aber desto besser ist der Ausblick und der Geruch. Einige Kinder und Jugendliche tanzen Samba und trommeln dazu auf alten Ölkanistern, andere Mädchen und Frauen basteln aus einfachen Dingen wie z.B. Telefonkabel Armbänder, die sie den Touristen verkaufen. Durch die Projekte und die Touristen, haben viele der Bewohner gelernt, dass betteln unschön ist und man für sein Geld schon etwas tun muss. Je weiter wir den “Hang” hinabsteigen, desto armseliger und baufälliger werden die Hütten und der Gestank ist teilweise unerträglich. Wir erfahren, dass durch die mangelnde Hygiene viele, vor allem Kinder an Hautkrankheiten leiden. Wenn sich hier einer verletzt oder gar stirbt, dann muss die Familie dafür sorgen, dass demjenigen geholfen wird. Eine Notfallambulanz oder gar Feuerwehr kommt in den engen Gassen nicht durch. Alles, auch jegliche Einrichtung oder Einkäufe müssen zu Fuß transportiert werden. Zu guter letzt besuchen wir eine Kindertagesstation, wo 50 Kinder ab einem Alter von 10 Wochen kostenfrei betreut werden. Dieses Projekt wurde von Spenden aufgebaut und wird durch diese betrieben, damit die armen, oft extrem jungen Mütter eine Chance haben sich entweder weiter der Bildung zu widmen oder den Lebensunterhalt zu verdienen und nicht in die Prostitution abrutschen. Auf den letzten Metern in der “Favela” sehen wir unheimlich viele Einschusslöcher in den Wänden der Häuser. Unser Guide erklärt uns, dass durch einige Razzien die Waffengewalt und der Drogenhandel etwas dezimiert wurden, aber vorhanden ist beides nach wie vor. Diese Einschusslöcher zeigen uns auch, wie gefährlich diese Umgebung ist, auch wenn es nicht den Anschein hat. Allein sollte man, vor allem als Tourist, diese Gegenden niemals betreten, denn man könnte als Journalist oder Inkognito-Polizist verkannt werden und schnell mal einer Kugel aus dem Hinterhalt zum Opfer fallen.
Die drei Stunden in der “Favela” vergingen wie im Flug und waren unheimlich interessant, so anders als die übliche Städtetour, die einem nur die schönen Seiten einer Stadt vor Augen führt. Sie lässt uns außerdem mal wieder spüren, wie gut es uns geht.
Gut lassen wir es uns auch am Nachmittag gehen. Wir kochen uns was leckeres und nutzen unser überteuertes Zimmer für eine ausgiebige Siesta und Peters Hustenauskurierung. Am Abend lassen wir uns überreden, die “Vor-Karneval-Party-Szene” im Nachbarstadtteil “Lapa” (der Heimat vieler Samba-Clubs) zu testen und ziehen gegen 22:00 Uhr los. Die Musik wird immer lauter und die Menschenmenge immer größer. Wir tanzen ein bisschen und genießen das bunte Treiben und die Musikgruppen, die einen Wahnsinns-Samba-Rhythmus spüren lassen. Ein kleiner Umzugswagen lässt die so schon enge Straße kollabieren, es gibt kein vor und zurück mehr und es quetscht uns gegen einen Zaun. An dieser Stelle “steigen wir aus” und quälen uns durch die Massen zurück gen Hostel. Die wenigen vorhandenen Toiletten haben meterlange Schlangen davor, so dass ich gegen 00:30 Uhr – völlig entnervt und halb platzend zurück im Hostel aufs Klo flitze. Das war einfach zu viel für uns beide!
P1230541Etwas müde, da Peter sich die halbe Nacht mit seinem starken Reizhusten rumgequält und mich damit auch wachgehalten hat, frühstücken wir auf der Dachterrasse vom Hostel. Am nahegelegenen “Flamenco” Strand sitzen wir wenig später im Schatten und beobachten vor dem Zuckerhut einfliegende Flugzeuge, die den Stadtflughafen ansteuern.
Zum Sonnenbaden ist es uns eindeutig zu heiß. Zurück im Hostel werden wir am frühen Nachmittag zur nächsten Tour abgeholt, um uns diesmal die Haupttouristenattraktionen anzuschauen: Die Christusfigur “Corcovado”, das älteste Stadtviertel Santa Teresa sowie den Zuckerhut, “Pao de Acúcar”.
Zur Kathedrale und zur berühmten “Escadaria de Selarón” (einer künstlerisch gestalteten Treppe) kommen wir auf Grund enorm vieler Straßensperren und Karnevalsumzüge leider gar nicht erst. Sehr enttäuschend. Der Christus ist beeindruckend groß und bietet eine gigantische Aussicht über die ganze Stadt, die umliegenden Strände und den angrenzenden Regenwald. Wie erwartet sind wir allerdings weder dort, noch auf dem Zuckerhut “unter uns”. Im niedlichen, künstlerisch angehauchten Santa Teresa Viertel, mit Ausblick über das Zentrum und eine kleine “Favela” spazieren wir ein Stück umher. Die Hauptattraktion, die “bondinho”, eine uralte Straßenbahn, die die Gassen noch bis letztes Jahr hochtuckerte, wurde wegen eines schweren Unfalls mit einigen Toten leider eingestellt und man sieht nur noch einen einzelnen Waggon traurig in der Station stehen. Wenig später stehen wir in der Seilbahn die uns in zwei Etappen, über Knubbel eins zu Knubbel zwei, dem Zuckerheut als Wahrzeichen der Stadt bringt. Die Aussicht ist auch hier gigantisch und von weiten sieht der Christus sowieso viel besser aus. Nach 1,5 Stunden haben wir uns satt gesehen, kleine Kapuzineräffchen fotografiert und uns über andere Touristen lustig gemacht und treten den Rückweg ins Hostel an. Nach dem gestrigen Fiasko, verbringen wir diesen Abend ruhig in unserem Minizimmer, sortieren unseren Kram und packen die Rucksäcke.
Ein Tag bleibt uns noch in dieser bebenden Metropole. Heute machen wir unsere eigene “Walking-Tour” und testen die U-Bahn. “Ipanema”, “Leblon” und der ach so berühmte “Copacabana” Strand werden von uns erlaufen. Die Menschenmassen an den Stränden sind unglaublich. Nur Schirme, Liegen, Handtücher und Menschen soweit das Auge reicht und kaum noch ein Krümel Sand. Beeindruckend, aber sicher nichts für einen gemütlichen Tag am Strand. P1230804 P1230802
Nach 5 Stunden laufen haben wir genug und ziehen uns für eine kurze Siesta zurück ins Hostel, wo wir uns wenig später für unsere “Sambadromonacht” fertig machen. Sambadromo, das ist der Ort der Träume, für den die Sambaschulen ein ganz Jahr kämpfen und fleißig Samba üben. Nur die wenigsten, nämlich jährlich 14 Sambaschulen haben die Ehre ihre Kostüme, kunstvoll dekorierten Wagen und Tanzküste auf diesem 700 m langen Betonstrip mit Tribünen vor 30.000 Zuschauern aufzuführen. Mehr oder weniger kostümiert (wir weniger, eine Blume in meinem Haar muss reichen) laufen wir die 3 km vom Hostel, da Taxis kaum verfügbar und die U-Bahnen sowieso hoffnungslos überfüllt sind. 21:00 Uhr beginnt der bunte Wahnsinn. Eine Sambaschule braucht ungefähr 1-1,5 Stunden um ihre hunderte Tänzer und Musiker an uns vorbei zu tanzen. Die Farben, die Musik und das Flair sind unbeschreiblich – man muss es gesehen haben. Dagegen wirkt der Karnevalsumzug in Köln wohl eher lächerlich. Die Parade dauert bis 06:30 Uhr am nächsten Morgen, wir müssen uns aber schon gegen 01:00 Uhr zurückziehen, denn unser Flug nach Ecuador geht um 06:45 Uhr, so dass wir spätestens um 04:30 am Flughafen sein müssen. Der Heimweg ist viel ruhiger, auch wenn in “Lapa”, dem Sambaviertel, welches auf unserem Weg liegt, noch der Bär steppt. Zwei Stunden Schlaf sind nicht ausreichend und so wanken wir mit unseren Rucksäcken die Treppen des Hostels zu unserem Taxi, was uns am 20. Februar um 04:00 Uhr Morgens sicher zum Flughafen bringt.
So, aufwachen ihr lieben Leser, ihr habt es bis zum Ende unserer “South American Odysee” geschafft, aber das nächste Abenteuer – die Galapagos Inseln – sind nur acht Flugstunden und eine Übernachtung in der ecuadorianischen Küstenstadt Guayaquil entfernt. Was wir dort so alles erlebt haben, erfahrt ihr bald …